Als ich im Oktober 2011 in meinem ersten Bewerbungsgespräch saß, hatte ich einen einfachen Nebenjob vor Augen. Ich war fast 16 und wollte eigenes Geld verdienen. Dieser Wunsch führte mich, wie so viele junge Menschen in diesem Alter, in den Lebensmitteleinzelhandel. Denn Aushilfskräfte, ob volljährig oder nicht, wurden immer gesucht. Was als erster Job neben der Schule begann, begleitete mich schließlich 10 Jahre. Ich blieb im Lebensmitteleinzelhandel, während meines Abiturs, meiner Studienzeit und der Pandemie. Ich blieb, bis ich eine Stelle fand, die mich wirklich begeisterte – bei der K5. 

 

In den fast 10 Jahren, die ich hinter Kassen und Servicetheken zugebracht habe, hat sich selbstverständlich viel verändert. Immerhin ist auch der Lebensmitteleinzelhandel auf die Nachfrage der Kund*innen angewiesen und unterliegt Trends. Veränderungen und Entwicklungen habe ich immer wahrgenommen, mich über einige gefreut und über andere amüsiert. Rückblickend bin ich aber vor allem erstaunt, wie viele Aspekte sich nachhaltig verändert haben. Im einfachen, wie im doppelten Sinn. Denn das Thema Nachhaltigkeit hat auch im stationären Lebensmitteleinzelhandel viel Raum eingenommen. 

 

Die Lösung liegt nicht im Kunststoff

 

Besonders am Umgang mit Kunststoff ist mir eine massive Veränderung aufgefallen. So waren Plastiktüten zu Beginn meiner Karriere im Einzelhandel eine Selbstverständlichkeit beim Einkauf. In den meisten Märkten waren sie kostenlos in verschiedenen Größen erhältlich. Nennenswerte Alternativen gab es nicht. Nur hin und wieder baten Kund*innen um einen leeren Karton oder brachten eigene Tragetaschen mit. Erst 2016 wurden Plastiktüten, nach einer Vereinbarung zwischen dem Handelsverband und dem Bundesumweltministerium, in vielen Geschäften zumindest kostenpflichtig. Im November 2020 beschloss der Bundestag schließlich das vollständige Verbot von Einwegtüten aus Kunststoff, das nach einer Übergangsfrist im Januar 2022 in Kraft trat. Ressourcenschonende Alternativen, vom Baumwoll- oder Jutebeutel bis zur Permanenttragetasche, gibt es schon lange. Ich persönlich empfinde platzsparende Nylontaschen mit integrierter Hülle bis heute als Offenbarung. Diverse Konzerne verzichten bereits seit einigen Jahren freiwillig auf Plastiktüten, was meinem Eindruck nach von der Mehrzahl an Kund*innen anstandslos akzeptiert wurde. Die Abschaffung von Einwegtüten aus Kunststoff trifft ohnehin in erster Linie Impulskäufer*innen. Um diese weiterhin bedienen zu können, haben viele Unternehmen FSC-zertifizierte und preisgünstige Papiertüten etabliert. 

 

Die Verwendung von Kunststoff hat sich grundsätzlich stark verändert. Klassische Wegwerfprodukte aus Plastik, wie z.B. Besteck und Strohhalme, sind seit Juli 2021 ausdrücklich verboten und werden in der Regel durch Pendants aus Holz oder Pappe ersetzt. Einige Handelsketten haben außerdem Mehrwegsysteme für Service- und Salattheken eingeführt. Diese wurden von vielen meiner Kund*innen sehr positiv aufgenommen, mussten aber im Zuge der Pandemie unterbrochen werden.

 

Auch auf Verpackungsmaterial wie die unsägliche Plastikfolie zur Verpackung von Gurken wird inzwischen verzichtet. Viele Supermärkte bewerben außerdem die Nutzung von Mehrweg-Frischenetzen, die als Alternative zu den herkömmlichen Obst- und Gemüsetüten gedacht sind. Und in großen Filialen mancher Handelsketten wurden mittlerweile ganze Unverpackt-Abteilungen integriert, die das Abfüllen loser Lebensmittel in eigene Behältnisse erlauben. Ganz ohne Kunststoffe kommt der Einzelhandel natürlich noch nicht aus, aber zumindest die richtige Richtung wurde eingeschlagen.

 

Von der kleinen Truhe zum eigenen Regal

 

Eine weiterer Aspekt, der sich ähnlich stark verändert hat, ist das Sortiment. Das Angebot eines Supermarkts befindet sich von Haus aus in kontinuierlicher Entwicklung, aber es gibt immer wieder Produkte, die sich etablieren. Als Beispiel eignet sich das Angebot rund um pflanzliche Ernährung. Anfang bis Mitte der 2010er Jahre war in gut sortierten Supermärkten eine Handvoll Produkte erhältlich, die meisten davon auf Sojabasis. Getränke, Joghurt, Tofu sowie das ein oder andere Convenience-Produkt. An einem meiner Arbeitsplätze war es beispielsweise eine kleine, fast versteckte Kühltruhe mit einer Auswahl an Tofuvarianten. Wer noch tiefer in die Welt der Fleischersatzprodukte eintauchen wollte, der musste in Reformhäusern oder Bio-Supermärkten suchen. Die Nachfrage in klassischen Supermärkten hielt sich in Grenzen. Mit dem Status Quo schienen die Bedürfnisse abgedeckt. Bis sich namhaften Unternehmen auf das Parkett der Fleischersatzprodukte wagten. 

 

In Deutschland machten Valess und Rügenwalder Mühle den Anfang. Was mit Frikadellen und Hackersatz pflanzlichen Ursprungs begann, entwickelte ungeahnte Ausmaße. Aus der kleinen Truhe wurde schnell ein ganzes Kühlregal. Denn die Nachfrage stieg. Die Convenience-Abteilung war nicht mehr nur für Salat-Dressing, Mini-Frikadellen und Blätterteig reserviert. Was als Trend begann wurde zum festen Teil des Sortiments. Immerhin ernähren sich mittlerweile 27 % der 20- bis 24-Jährigen flexitarisch und 9,7 % vegetarisch und bilden damit eine nicht zu vernachlässigende Zielgruppe. 

 

Inzwischen wird von dutzenden internationalen Herstellern alles geboten, was das Herz begehrt: Produkte auf Milch-, Weizen- oder Erbsenprotein-Basis. Brotbelag, Alternativen zu Käse aller Sorten, zu Schnitzel oder zu Bratwürsten. Vom Frühstück bis zum fleischlosen Grillabend ist alles abgedeckt. Und die Vielfalt trägt Früchte: von 2014 bis 2019 hat sich die Zahl an verkauften Produkten im Bereich Fleischersatz verdreifacht

 

Ein Zeichen für bewussteren Konsum? Aus persönlichen Eindrücken kann ich berichten, dass der Fleischkonsum vielleicht nicht stark zurückgegangen ist, aber das Bewusstsein für Haltung und Herkunft der Tiere ist merklich gestiegen. 

 

Die Zukunft braucht Mäßigung

 

Im Hinblick auf die Zukunft stellt sich nun die Frage: welche Veränderung soll und muss noch kommen? Welche Entwicklung ist noch ausgeblieben? Meiner persönlichen Perspektive nach muss man sich der Lebensmittelverschwendung annehmen. Denn ein Teil der entsorgten Lebensmittel ließe sich verhindern. Natürlich gibt es Ursachen wie Fehlproduktionen, technische Defekte oder Unfälle auf der Ladenfläche, die immer wieder vorkommen. Und auch der Umgang mit dem Prinzip Mindesthaltbarkeitsdatums hat sich verändert. Aber ein anderer Teil der entsorgten Lebensmittel hat vermeidbare Ursprünge, an denen noch zu feilen ist. Ein Beispiel ist die erzwungene Überbestückung, von Backwaren in der Selbstbedienung bis hin zu Convenience-Theken. Sie unterstützt nicht nur die Illusion, dass das Sortiment lückenlos und zu jeder Uhrzeit verfügbar ist. Sie führt so auch zur Verschwendung von Lebensmitteln, die wie böhmische Dörfer als Requisite dienen, aber nach Ladenschluss entsorgt werden müssen. Es ist zu hoffen, dass bewusster Konsum auch Mäßigung mit sich bringt – und böhmische Dörfer verhindert. 

 

Nichtsdestotrotz habe ich den größten Teil der Zeit gerne im Lebensmitteleinzelhandel gearbeitet. Ich habe einiges gelernt, in tollen Teams gearbeitet und eine Menge skurriler Situationen miterlebt. Und damit meine ich nicht mal wüst schimpfende oder schreiende Kund*innen, denn daran gewöhnt man sich. Nein, ich meine Menschen wie den Herren, der sich über das Nichtvorhandensein von Leberkäse zum Selbstbacken so aufgeregt hat, dass er einen Tobsuchtsanfall bekam, die Obsttüten mit seinen Einkäufen auf mich warf und aus dem Laden stürmte. In den Lebensmitteleinzelhandel zurückkehren würde ich wahrscheinlich nicht, denn meine Leidenschaft liegt an anderen Stellen. Aber ich würde die Erfahrungen nicht missen wollen.  

 

Von Katrin Grieser

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