Frauen gründen nicht in Tech. Frauen wagen sich nicht an das Thema Finanzen ran. Das sind Vorurteile und Klischees, die noch bei manchen zutreffen mögen. Bei Gründerin Miriam Wohlfarth allerdings nicht. Sie gründete nicht nur zweifach in der Tech Branche, sondern machte sich das Thema Finanzierung zu eigen. Heraus kamen die 2009 gegründete Finanzdienstleistung Ratepay und 2020 der Service Anbieter für Business Lending Banxware.
Die Reise in die Fintech Branche
Man könnte jetzt leicht denken, dass der Weg von Miriam Wohlfarth in die Fintech Branche ein klassischer, geradliniger gewesen wäre. Ein Studium in der Wirtschaft oder IT. Und in der Tat begann sie ihr Studium in der Volkswirtschaft. Doch da das Miriam Wohlfarth nicht wirklich erfüllte, ging sie erstmal auf Weltreise und brach ihr Studium ab. Unterwegs verdiente sie sich ihr Geld unter anderem als Kellnerin, wie sie dem Harvard Business Manager Magazin kürzlich erzählte. Nach ihrer Rückkehr nahm Miriam Wohlfarth nicht wieder das Studium auf, sondern machte eine Lehre in einem Reisebüro. So gelangte sie nach und nach über den Vertrieb schließlich in die Digitalbranche.
2009 mündete dann ihre berufliche Reise in die erste Gründung des Fintech Unternehmens Ratepay. Der Finanzdienstleister konzentriert sich auf die B2C-Seite und bietet Buy-Now-Pay-Later-Bezahlmethoden im Onlineshopping an. Mittlerweile hat das Unternehmen über 300 Mitarbeiter*innen. Die Frauenquote in der Geschäftsführung beträgt derzeit volle 100%, in der Geschäftsleitung 60%, wie Ratepay stolz verkündet.
Ziel: Geschlechterparität
Dass die Frauenquote in diesem Unternehmen so hoch ist, kommt nicht von ungefähr, wie Gründerin Miriam Wohlfarth vor zwei Jahren der Finanzszene verriet: “Als Arbeitgeber muss man sich wirklich aktiv darum bemühen, Frauen einen Job im Tech-Unternehmen schmackhaft zu machen. Vieles liegt also in der Hand des einzelnen Arbeitgebers; es bringt nichts, auf politische oder gesellschaftliche Initiativen zu warten.” So lag es nahe, dass sich Miriam Wohlfarth um eine Nachfolgerin bemühte, als sie entschied, sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen. Ihre Wahl fiel auf ex-eBay und ehemalige CEO von brands4friends Nina Pütz.
Gründerin Miriam Wohlfarth geht es dabei aber nicht nur um das Erreichen und Einhalten der Frauenquote oder zwanghaft Frauen in die Fintech-Branche zu bringen, sondern zu zeigen, dass es sehr wohl tech-begeisterte und talentierte Frauen gibt. Diesen, genau wie allen anderen Frauen, will sie zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. Denn eine diverse (Unternehmens-)Kultur ist nach der Gründerin wesentlich für den Erfolg: “Diversity und Geschlechterparität fördern! Hier muss es zügig vorangehen. Schluss mit den Querelen um Quote, keine Quote usw. Was immer uns zum Ziel der Geschlechterparität bringt, ist richtig.”, fordert Miriam Wohlfarth in einem LinkedIn-Artikel.
Das Startup von heute – der Mittelstand von morgen
Als Miriam Wohlfarth 2020 dann Banxware co-gründete, zog sie sich immer mehr aus dem Geschäft von Ratepay zurück, um sich voll auf ihr neues Startup zu fokussieren. Banxware ist eine Dienstleistung im B2B Bereich. Es bietet die Integration von Unternehmensfinanzierungslösungen in Plattformen an und will somit kleine Unternehmen und Startups beim Wachstum unterstützen.
Das Wachstum der Startup-Szene liegt der Gründerin Miriam Wohlfarth dabei sehr am Herzen: “Startups von heute sind der Mittelstand von morgen”, lautet es in einem ihrer LinkedIn-Posts. Miriam Wohlfarth, die die geringe Zahl der deutschen Neugründungen mit Bedenken sieht, appelliert, die jungen Generationen zum Gründen zu motivieren und ihnen die Angst vorm Scheitern zu nehmen. Sie selbst habe zum Beispiel keine Angst, dass ihr neues Startup nicht genauso erfolgreich wird wie Ratepay, wie sie in einem anderen Post verrät. Und Miriam Wohlfarth geht als Vorstandsmitglied bei der German Startup Assosiation und Gesellschafterin bei STARTUP TEENS mit gutem Vorbild voran.
Von Lena-Maria Stahl
AUCH INTERESSANT: