Der digitale Handel mit Lebensmitteln ist und bleibt ein absolutes Hype-Thema im E-Commerce. Immerhin ist das E-Food-Segment inzwischen sechsmal größer als noch vor der Pandemie, wie auch Jochen Krisch von Exciting Commerce zeigt. Daher durfte der Themenblock Food und Delivery natürlich auch auf der 10. K5 FUTURE RETAIL CONFERENCE nicht fehlen. In spannenden Keynotes und Panels haben die Macher*innen und kreativen Köpfe der E-Food-Branche ihre Pläne, Ideen und Prognosen mit den Konferenz-Besucher*innen geteilt.

Dennoch kamen in den 1,5 Stunden rund um E-Food nicht alle aktuellen Themen und Bewegungen zur Sprache. Ein Statement vom viel diskutierten Service Gorillas zu den letzten Entwicklungen gab es bspw. nicht. Im Folgenden berichten wir Euch daher, welche Thesen zu Food & Delivery unsere Moderatoren Udo Kießlich und Alexander Graf aufgestellt und diskutiert haben und welche Trends sie aus den Speakern der E-Food Branche rauskitzeln konnten

 

Höher, schneller, weiter

Convenience und Flexibilität, diese beiden Trümpfe des E-Commerce sind schließlich auch aus der Food & Delivery Branche nicht wegzudenken. Denn der digitale Handel mit Lebensmitteln hat, wie so viele Sparten, durch die Pandemie einen deutlichen Schub bekommen. Mit einem Umsatz von 3,92 Milliarden Euro im Jahr 2021 hat sich dieser seit 2017 fast vervierfacht. Der Online-Einkauf von Lebensmitteln hat durch eine Ausnahmesituation seinen Weg in den Alltag vieler Menschen gefunden. Allein in Deutschland leben rund 6% der Bevölkerung in einem Haushalt, der die Lebensmittel online bezieht.

 

Eine Zahl, die konstant steigen wird, wie Alexander Graf (Kassenzone & Spryker) und E-Commerce-/E-Food-Experte Udo Kießlich in ihrem ersten K5 X Vortrag zu Food & Delivery postulieren. Die Food & Delivery Branche ist, das wird deutlich, auf einem vielleicht unaufhaltsamen, aber mindestens entschlossenen digitalen Siegeszug. Ihre These: bis 2025 wird der E-Food-Anteil in den Top 10 bereits erschlossenen Städten um mindestens 100% wachsen. Eine Entwicklung, die sich selbstverständlich auf den stationären Lebensmittelhandel auswirken und Schließungen nach sich ziehen würde.

 

Immerhin seien schon jetzt, das zeigen Alexander und Udo anhand eines Umfrageergebnisses, 30% der rund 2500 Befragten mit dem Einkaufserlebnis im Supermarkt unzufrieden. Und auch diese Zahl, davon ist Alexander Graf überzeugt, wird sukzessive auf mindestens 50% steigen, gerade in den bereits erschlossenen Großstädten. Eine These, die Udo Kießlich unterstreicht. Der Trend zum Onlinekauf von Lebensmitteln sei trotz Fluktuationen eindeutig. Alexander sieht außerdem Food & Delivery im Online-Handel als Preisführer ab ca. 2030. Vor allem in bestimmten Produktkategorien werde der E-Food-Markt den stationären Handel abhängen, so der Experte im Vortrag.

 

Eine These der E-Commerce-Experten richtet sich daher auch an Gründungs- oder Investitions-Interessierte: wer jetzt noch in den Lebensmittel-Online-Handel einsteigen wolle, der müsse das umgehend tun, “einen Chip ins Spiel bringen” und das mehrjährige Low der Customer Acquisition Costs nutzen. Oder noch deutlicher von Alexander Graf ausgedrückt: “Ein später Markteinstieg bedeutet immer hohe Kosten.”

Weitere spannende Thesen zur Food & Delivery Branche und die volle Aufzeichnung von des Vortrags findest Du im K5 KLUB.

 

Farm to table, aber bitte digital

Auf dem deutschen E-Food-Markt macht es Knuspr vor, in der Schweiz ist es Farmy: Food Delivery mit einem ausgewählten, lokalen Sortiment in bester (Bio-)Qualität boomt. Pluspunkte gibt es, wenn eine E-Food-Plattform direkte Beziehungen zu den regionalen Produzent*innen vorweisen kann. Auf der K5 X gewährten Experten wie Tobias Schubert (Farmy) und Mark Hübner (Rohlik, tritt in Deutschland als Knuspr auf) Einblicke in diese Branche.

Damit wird ein bewussteres und anspruchsvolleres Einkaufsverhalten bedient, das von der quasi geschmacklosen Import-Tomate nichts mehr wissen will. Herkunft, Produktionsbedingungen und Qualität der Produkte sind und bleiben hingegen die Faktoren du jour in der Kaufentscheidung. Und diese Faktoren können bereits einige E-Food-Player vorweisen, kombiniert mit den Trümpfen des Lebensmittel-Online-Handels: Convenience & Flexibilität.

 

 

Über den Supermarkt hinaus

Nun hat sich die Food & Delivery Branche schnell zu einem Markt mit diversen Mitbewerbern entwickelt, der von neuen Playern ebenso gezeichnet ist wie von Rückzügen. Ein out of the box gedachtes Geschäftsmodell kann auch hier den erhofften Erfolg bringen. In ihrem K5 X Panel berichteten daher Piran Asci (KoRo) und Alexander Holzknecht (MOTATOS) von anderen Herangehensweisen an den digitalen Lebensmittelhandel, die über die Digitalisierung eines klassischen Supermarkts hinausgehen.

Denn KoRo und MOTATOS zeigen, dass Erfolg in der E-Food-Branche nichts mit einem Vollsortiment zu tun haben muss. Wie in vielen anderen Teilen des Online-Handels gilt auch hier: eine gut genutzte Nische kann zum durchschlagenden Erfolg führen.

 

Erst der Anfang

Nach den Keynotes und Panels rund um Food & Delivery ist und bleibt klar: das ist erst der Anfang der Entwicklungen. Denn die Food & Delivery Branche im E-Commerce ist inzwischen ein fester Bestandteil vieler Alltagsroutinen und wird sich, wie auch einst der stationäre Handel, weiterentwickeln. Wohin diese Entwicklung geht, das lässt sich natürlich nicht eindeutig vorhersagen. Aber digital wird sie (auch) bleiben, die Zukunft des Lebensmittelhandels und steil wird sie sein, das lassen besonders Alexanders und Udos Thesen vermuten. Gegessen wird schließlich immer, auch im Zeitalter der Digitalisierung.

 

Von Katrin Grieser

 

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