Nie zuvor ist einem die Wichtigkeit der Logistik in unserem alltäglichen Leben spürbarer geworden wie in Zeiten der Corona-Pandemie. Die Logistik ist das Verbindungsglied von Produzent und Konsument. Aus Endkundensicht haben wir wegen ihr den Pullover, den wir vor drei Tagen online bestellt haben, das täglich frische Obst und Gemüse im Supermarkt und das Essen von unserem Lieblingsrestaurant Zuhause. Aber auch aus der Sicht der Unternehmer ist die Bedeutung der Logistik spürbar. Ohne sie kommt unser Produkt nicht beim Konsumenten an. Ohne sie ist eine positive Customer Experience nicht möglich, geschweige denn eine langfristige Kundenbindung an unsere Shops. Doch wirklich in unserem Bewusstsein ist die Logistik – und unsere Abhängigkeit von ihr –  nicht. Um das zu ändern, waren In der zweiten Staffel des K5 TVs spannende Insider zu Gast, die uns auf den aktuellen Stand der Entwicklungen und Trends in der Logistikbranche gebracht haben.

 

Die letzte Meile

 

Ein zentrales Thema in der Logistik ist die sogenannte letzte Meile. Sie ist für Unternehmen oft das entscheidende Kriterium, ob der Kunde ein positive Erfahrung macht und sich langfristig an das Unternehmen binden wird. Der Kunde erwartet eine schnelle Lieferung und Mitbestimmung beim Lieferort. Das kann die persönliche Überlieferung an der Haustür sein, ein eigens bestimmter Ablageort oder Pick up & Drop off Stationen. Auch ein Live Tracking der Bestellung ist immer gefragter. Express & Same Day Delivery ist nicht nur in der E-Food Branche angekommen. Auch auf das T-Shirt soll der Kunde nicht mehr 5 Tage warten müssen. 

Die letzte Meile, die von Kritikern oft als Bremse in der Logistik bewertet wird, ist laut Andreas Löwe und Jens Pommering vom Podcast Irgendwas mit Logistik notwendig. Die meisten Bestellungen würden nämlich aus den Stadtzentren kommen, während die Warenlager meist weit außerhalb des urbanen Raums liegen. Warum jedoch eine einwandfreie Lieferung immer wieder problematisch ist, erklärt sich unter anderem durch die aufkommende Plattform-Ökonomie. Mittlerweile kann man nicht nur in dem einen oder anderen Online Shop, oder auf den Marktplatz Playern Amazon und Co. bestellen, sondern immer mehr auf den Social Media Kanälen. Die massive Verfügbarkeit an Angeboten ist für die Logistik nur schwer zu adaptieren. Zumal die Logistikbranche vom E-Commerce noch sehr stiefmütterlich behandelt wird, was Irgendwas mit Logistik anhand des Beispiels emotionsgetriebener Onlinehandel in der zweiten Staffel vom K5 TV vorstellen. Digitale Händler würden oft bei ihren Angeboten und Promotionen die logistische Abwicklung dahinter vergessen, weshalb es dann zu einer negativen Customer Experience kommt. 

 

Auch der Mobile-Bereich, der Shopping unterwegs und überall möglich macht, trieb die Logistik zunächst an ihre Grenzen. Während die Hosts von Irgendwas mit Logistik an eine Wertschätzung der Logistik im E-Commerce appellieren, sind diese Trends auch als Treiber der Branche anzubringen. Dadurch entwickeln sich auch im Lieferwesen neue Innovationen. Ein Trend davon sind dezentrale Logistikzentren. Douglas zum Beispiel nutzt seine Shops als kleine urban gelegene Warenhäuser, von denen aus Ware verschickt werden. Ebenfalls bieten einige Händler anderen Unternehmen ihre Lager zur Mitbenutzung an, damit ein schnellerer Lieferprozess stattfinden kann. Einer der größten Trends, die durch die Pandemie beflügelt wurden, sind die neuen Online-Player, mit eigenen logistischen Konzepten, wie Gorillas und Flaschenpost. Sie schaffen mit ihren Lieferkonzepten neue logistische Infrastrukturen, die uns zukünftig nachhaltig beeinflussen werden. 

 

liefergrün – Die Verbindung zwischen Convenience und Nachhaltigkeit 

 

Ein weiterer bemerkenswerter Trend sind die spezialisierten Player wie liefergrünDas Konzept der Firma ist in eigenen Worten eine revolutionäre Logistiklösung, die nachhaltiger und kundenfreundlicher ist. Mit ihrer Tech-Plattform verbinden sie Kurier mit Händler. Sie sorgen für die Abholung aus dem Warenlager und speisen die Produkte in den städtischen Raum, woraus die meisten Bestellungen kommen. Dabei werden 70 % der schädlichen Emissionen in diesem Gebiet ausgestoßen. Ein wesentliches Ziel von liefergrün ist daher eine nachhaltigere Logistik zu etablieren. So werden im urbanen Raum nur Lastenräder und Elektroautos eingesetzt.

 

Kunden erwarten eine schneller, flexible und nachhaltige Lieferung

 

Da dem Kunden neben der Nachhaltigkeit auch der Einbezug in die logistische Abwicklung seiner Bestellungen wichtig sind, schickt liefergrün dem Käufer einen Tracking Link, mit dem er seine Ware verfolgen kann. Ebenfalls kann er Uhrzeit und Ort bestimmen. Die meisten Bestellungen werden am selben, spätestens am nächsten Tag geliefert. 

 

liefergrün sieht sich als Premium-Lieferservice und möchte zukünftig auch beim Endkunden als eigener Service wahrgenommen werden. Weitere Zukunftspläne des Unternehmens sind unter anderem eine App, auf der die Kunden sehen können, wie viel CO2 bei ihrer Bestellung eingespart werden konnten. Ihre ganze Bestell- und Lieferhistorie soll ihnen ebenfalls darüber zu Verfügung stehen. Das Ziel ist Convenience und Nachhaltigkeit langfristig zu verbinden und als Service anzubieten. liefergrün, so Tauch, will die letzte Meile grün gestalten und revolutionieren. Niklas Tauch, Co-Founder und CEO von liefergrün, stellte in der zweiten Staffel vom K5 TV sein Unternehmen näher vor. 

 

liefergrün ermöglicht same day oder premium lieferung

 

Der Handel und die logistischen Herausforderungen

 

Die Pandemie brachte die Logistikbranche vor allem an Anfang des ersten Lockdowns an ihre Grenzen. Roland Brack, Inhaber von Brack.ch, sprach am Schweizer Vormittag in der zweiten Staffel vom K5 TV über die logistischen Herausforderungen, die mit Corona gekommen sind. Brack.ch ist ein Handelsunternehmen, was des öfteren als Amazon der Schweiz bezeichnet wird. Abgesehen von einem eigenen Marktplatz bieten sie alles an, was versendbar ist. Vergangenes Jahr haben sie die Milliardengrenze in Schweizer Franken überschritten und zählen zu den größten unabhängigen Händler des Landes. Die Folgen des ersten Lockdowns wären wie ein Tsunami auf sie hineingestürzt, so dass sie anfangs sperrige und große Ware, wie Swimming Pools, kurzzeitig aus dem Sortiment nehmen mussten. Das eigene automatisierte Logistikzentrum in Willisau wurde voll-, statt wie vorgesehen teilausgebaut. In der vertikalen Ebene soll es verdoppelt werden. Ebenfalls wurden viele Arbeiter eingestellt und ein 2-3 Schichtbetrieb-System eingeführt, um die logistischen Herausforderungen zu bewältigen. Während vor der Pandemie in der Logistik 250 Leute angestellt waren, hat sich die Zahl nun verdoppelt. Überhaupt hätte die Krise zwei Jahre Wachstum übersprungen

 

Gründer Roland Fink von Niceshops erzählt im K5 TV ähnliches. Das österreichische Unternehmen umfasst in ganze Europa ca. 350 verschiedene Online Shops mit 4000 Produkten. Alles wird vom Hauptstandort in der Südoststeiermark verwaltet und koordiniert. Die Pandemie verschaffte ihnen einen Umsatzsprung von 4,5 Mio. monatlich auf 13 Mio. Zu Anfang des ersten Lockdowns stellte das Unternehmen innerhalb von zwei Wochen 40-50 Leute nur in der Logistik ein. Auf dem Parkplatz mussten übergangsweise Zelte aufgebaut werden, um Ware lagern zu können. Einige Versanddienstleister aus verschiedenen Länder mussten Niceshops zu Beginn kontingentieren. Die Corona-Krise, so Fink sei eine sehr lehrreiche Zeit (gewesen), die Fehler sofort offen legt und Innovationen vorantreibt. Ziel für 2021 sei eine Same Day Delivery zu den Städten Wien, Graz und München.

 

Logistik Trends

 

Von Lena-Maria Stahl

 

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