Gute Verpflegung gab es auf der diesjährigen K5 Konferenz wieder einmal ausreichend und auch auf den Stages wurde das Thema Food & Delivery mächtig bespielt. Auch Coralie Grau – CEO von Jokolade – war Teil des Programms in der Female in Retail Area. Jokolade ist ein 2020 von Joko Winterscheidt gegründetes Unternehmen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die häufig nicht bekannten Probleme bei der Kakaoernte und der -weiterverarbeitung in der Gesellschaft öffentlich zu machen. Auf der K5 Konferenz 2023 gab CEO Coralie Grau uns ein exklusives Interview.
Wie fandest Du die diesjährige K5-Konferenz?
Sehr inspirierend. Ich finde es besonders spannend, wie viele Fachthemen aufgearbeitet werden und was es alles im Angebot gibt. Selber durfte ich ja auch zwei Sachen vorstellen – nicht nur mit Blick auf Jokolade, sondern auch das ganze Thema “Frauen im Handel”, was auch ein bisschen auf eurem Podcast aufbaut. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, sich auszutauschen und Personen der Branche, die man vorher nur aus der Ferne oder auf LinkedIn sehen durfte, in der Realität kennenzulernen. Zum Beispiel fand ich es so erfrischend wie authentisch Tina Müller ist, die man sonst nie so nah zu fassen bekommt, wie ich eben in der Female in Retail Area.
“Black Ocean – Handeln in unsicheren Zeiten” – Was war die größte Herausforderung für Jokolade in der Krisenzeit und wie seid Ihr damit umgegangen?
Wie viele Unternehmen sind auch wir von der aktuellen wirtschaftlichen Lage stark beeinflusst. Schokolade im hochpreisigen Segment ist nicht etwas, was sich jede*r Konsument*in jeden Tag kauft. Da kann sie noch so lecker und doch so fair sein. Und das war tatsächlich eine unserer größten Herausforderungen – diesen Nachfrage-Drop auszugleichen. Wie sind wir damit umgegangen? Zum einen, sehr pragmatisch. Mit einer guten Liquiditätsplanung haben wir geschaut, eben genau welche Kosten wir haben und wo man eventuell noch etwas einsparen sollte. Zum anderen darf man den Weg nach vorne nicht vergessen: Wo ist das Licht am Ende des Tunnels? Nur weil es gerade mal blöd läuft, heißt das nicht, dass es jetzt die nächsten Monate weiterhin so bleiben muss.
Food & Delivery – wo siehst Du die größte Hürde in der Branche?
Im Food-Bereich – das habe ich auch in meinem Gespräch mit Verena angemerkt. Zum einen haben wir nach meinem Gefühl in Deutschland eine geringe Zahlungsbereitschaft für Lebensmittel – da können sie noch so gut sein. unterwegs, wo es einem egaler ist, ob die Schokolade 1,50€ oder 3,00€ kostet. Aber dem Otto Normalverbraucher ist es natürlich nicht egal. Das ist auf der einen Seite eine Hürde, die aus der Gesellschaft heraus entsteht. Auf der anderen Seite eine Hürde, die aus den relativ schwierigen Strukturen im Handel entsteht, mit sehr geringen Margen. Für ein junges Unternehmen, das kein wirklich großes Funding im Rücken hat, ist es dementsprechend nicht einfach, von Anfang an ein profitables Geschäft hochzuziehen.
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Würdest Du sagen, dass die Kaufbereitschaft steigt, wenn man sich als Brand mit einer Unternehmensidentität mit Worten wie “fair” positioniert?
Ich habe mittlerweile das Gefühl, das ist ein Hygienefaktor für viele und im ersten Schritt zählt: Schmeckt mir das Produkt? Ein anderer wichtiger Aspekt ist Geschmack, auf den wir sehr viel setzen. Das Produkt muss geil schmecken, es muss den Kunden (geschmacklich) überzeugen. Wenn Du das nicht schaffst, kannst Du ein noch so geiles, faires, nachhaltiges Produkt haben, aber der Rebuy, der die treue Kundschaft ausmacht, fehlt und das Geschäftsmodell ist für die Katz.
Wie geht Ihr bei der Sortimentserweiterung vor?
Unser Sortiment lässt sich wie bei vielen Lebensmittelunternehmen in verschiedene Kategorien einteilen. Zu unseren bestehenden Kategorien zählen wir z.B. die Schokoladentafeln, wo wir bereits jetzt schon damit beginnen, die Sommersorte für nächstes Jahr zu entwickeln. Ich kenne das auch noch aus der Modebranche von ABOUT YOU, wo es auch üblich ist, immer zwölf Monate im Voraus anzufangen mit den kommenden Kollektionen. Bei uns ist das eben tatsächlich auch so: Circa 7 bis 8 Monate vor dem Launch schauen wir uns uns, was wir eigentlich machen wollen. Dabei schaut man sich vor allem an, was gerade so im Regal steht. Im Sommer ist das oft weiße Schokolade, Zutaten wie Kokos, Mandel oder irgendwelche Früchte. Unsere Produktentwicklung gibt dafür mit einem riesigen, kreativen Board den Impuls und Überblick über vorhandene und fehlende Planungspunkte. In richtigen Working Sessions mit dem Team und Produzenten wird sich dann ausgetauscht und gevotet.
Wie lange dauert der Prozess, den passenden Produzenten zu finden?
Das ging tatsächlich ganz schnell, weil wir ursprünglich früher eng mit Rewe zusammengearbeitet haben und die einen Produzenten zu empfehlen hatten, der unsere Standards erfüllen konnte. Vor kurzem haben wir allerdings Produzent gewechselt und das war ein Prozess von einem halben Jahr. Dabei geht es um initiale Recherche und einen springenden Hergang zwischen Angebote einholen, Musterprodukte entwickeln lassen, und wiederum Angebote einholen. Schließlich müssen für die endgültige Schokoladenproduktion dann auch erstmal noch die richtigen Formen hergestellt werden.
Wie behauptet Ihr Euch auf einem so ausgeprägten Markt?
Auf der einen Seite mit guten Produkten, die wirklich geschmacklich überzeugen und gute Zutaten haben. Und ganz klar, als zweiten Punkt, mit unserem fairen Ansatz. Wir machen halt keinen Scheiß, sondern ein faires Produkt. Der dritte Faktor ist definitiv Joko, weil wir mit ihm und der Authentizität, mit der er hinter dem Produkt und der Marke steht, mit dieser Positionierung nach außen gehen können. Absurderweise ist er irgendwo eine Art Vertrauensperson, obwohl man ihn ja nicht persönlich kennt, da er eine Person des öffentlichen Lebens ist. Aber er bringt ein bestimmtes Grundvertrauen mit , in sich selbst und in dem, was er macht, was sich auf die gesamte Marke und unser Versprechen überträgt.
Von Lucie Rittau, Lena-Maria Stahl und Katrin Grieser

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