Lieferando ist das führende Unternehmen, wenn es um Food Delivery geht. Katharina Hauke, Managing Director von Lieferando in Deutschland und Österreich, war bei der K5 Redaktion exklusiv im Interview und beantwortete Fragen zur Unternehmensstrategie und die Zukunftspläne des orangenen Konzerns.
Wie sieht die aktuelle Strategie von Lieferando aus?
Unser Kerngeschäft ist nach wie vor der digitale Marktplatz für die Gastronomie: Unsere Tech-Plattform für Restaurants, ihre Digitalisierungslösungen und die zugehörigen Services erleichtern Gastronomen ihr digitales Außer-Haus-Geschäft – und sie ermöglichen vielen überhaupt erst den Start in den wachsenden Bestellmarkt. Unser Wachstumspotenzial bleibt hier enorm. Denn der Trend zu Onlinebestellungen hält an und die Nachfrage wird weiter wachsen. Parallel expandieren wir in die Bereiche Lebensmittel und Non-Food, erleichtern auch hier die Bestellung und Handelspartnern die Auslieferung.
Dementsprechend baut auch unsere Schwestergesellschaft für Logistik ihr bereits etabliertes Liefernetzwerk weiter aus, deutschlandweit liefert sie schon in mehr als 60 Städten. In Bestandsstädten mit hoher Nachfrage erhöhen wir die Anzahl unserer Fahrer:innen zugunsten kürzerer Lieferzeiten, größerer Liefergebiete und weiterer Partner. Mit dieser Expansion in weitere Städte erleichtern wir auch den dortigen Restaurants und Handelspartnern den Einstieg ins wachsende Liefergeschäft mittels unseres Marktplatzes und dem einfach zubuchbaren Lieferservice.
Wie ist das Konzept von Lieferando aufgebaut?
Lieferando feiert nächstes Jahr sein 15-jähriges Jubiläum. 2009 in Berlin gegründet, sind wir heute ein Teil von Just Eat Takeaway.com. „JET“ ist in 20 Ländern tätig und verbindet rund 90 Millionen aktive Nutzer mit mehr als 680.000 Partnern. In Deutschland und Österreich vermittelt Lieferando täglich mehrere hunderttausend Bestellungen und unseren Partnern im Schnitt sechs-, teilweise sogar siebenstellige Umsätze pro Jahr. Dafür haben wir alleine am Hauptsitz in Berlin ein großes Tech-Team im Einsatz für die digitale Infrastruktur, Produkte und Services unseres Marktplatzes. Hinzu kommen noch viele andere Teams mit hunderten Mitarbeitern, etwa zur Kundenbetreuung unserer Partner und Endkonsumenten sowie Teams, die das Digitalmarketing für unsere Partner unterstützen, ihr Umsatzwachstum steigern oder ihnen die Beschaffung von Restaurantartikeln erleichtern. Insgesamt sind das alleine in Berlin rund 1100 Mitarbeitende.
Darüber hinaus stellen wir Handelspartnern, die keine eigenen Lieferungen anbieten, einen Logistikservice zur Verfügung. Obwohl der Anteil der selbst ausliefernden Partner überwiegt, sind in Deutschland und Österreich tausende festangestellte Fahrer:innen im unverwechselbaren Orange auf den Straßen unterwegs.
Bei Lieferando gibt es keine Aufnahme- oder Grundgebühr. Wir sind erfolgsabhängig am tatsächlich vermittelten Umsatz beteiligt. Das bedeutet auch, dass wir vom Erfolg unserer Partner profitieren, ein höchstmögliches Interesse daran haben, unseren Partnern gute Geschäfte und hohe Umsätze und gleichzeitig den Verbraucher:innen ein ideales Bestellerlebnis zu ermöglichen. Zu guter Letzt können Unternehmen mit Lieferando for Business ihren Mitarbeiter:innen bezuschusste Essensbestellungen als Mitarbeitervorteil ermöglichen. Diese “digitale Kantine” nutzen bereits mehr als 2000 Unternehmen in Deutschland.
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Welche Chancen siehst Du im Non-Food Bereich?
Für Partner und Konsument:innen bieten wir entscheidende Vorteile: Unsere Marke ist bekannt und verschafft Partnern eine entsprechende Nachfrage. Durch unser Logistiknetzwerk, das wir mit dem Gastronomiegeschäft aufgebaut haben, sind Lieferzeiten von 30 – 60 Minuten jetzt auch für Ladekabel, Spielekonsolen oder Kosmetikartikel möglich. Zum Beispiel mit unseren Partner MediaMarktSaturn. Auch mit dem Kosmetikhersteller Lush konnten wir eine wirkungsvolle strategische Partnerschaft eingehen und damit einen neuen Markt und neue Zielgruppen erschließen. Der Spielraum für weitere Produktkategorien ist groß und unser digitaler Marktplatz mit der bundesweit verfügbaren Liefelrogistik erlauben es uns, das Bestell- und Liefergeschäft von Partnern schnell zu skalieren. Konsument:innen bieten wir damit mehr und mehr Produkte des täglichen Bedarfs. Das stärkt die Kundenbindung und wir sehen, dass die größere Produktpalette die Bestellfrequenz erhöht. Im Lebensmittelbereich sind zu unseren langjährigen Partnern Spar, Shell und DB-Shops mittlerweile Getir und viele regionale Lebensmittelhändler hinzugekommen.
Wie hat es Lieferando in den letzten Jahrzehnten geschafft, sich gegen die Mitbewerber durchzusetzen?
Lieferando ist 2009 als First-Mover in Deutschland gestartet und die Gründer konnten das Geschäft schnell und erfolgreich skalieren. Von Anfang haben wir auf Wachstum gesetzt und den Fokus auf die Konsument:innen gelegt. Zum Beispiel mit einer benutzerfreundlichen App, verschiedenen Bezahlmethoden, und einer intuitiven Bedienung. Quick-Commerce gehen wir strategisch an, ohne auf den Hype einer Lieferung binnen weniger Minuten aufzuspringen, da wir diesen Bedarf bei unseren Kund:innen nicht gesehen haben. Und es zeigt sich, dass wir damit richtig lagen. So haben wir unsere Position im Markt ausgebaut und als Teil von Just Eat Takeaway.com profitieren wir – und unsere Partner – von einer starken Konzernstruktur. Marktbegleiter und Wettbewerb begrüßen wir, das belebt den Markt und treibt Innovationen voran.
Welche Zukunftstrends siehst Du in der Food Delivery Branche?
Ich bin überzeugt, dass die smarte Nutzung von Daten, wie wir sie zum Beispiel auf unserer Plattform für Partner zur Verfügung stellen, immer wichtiger wird und auch kleinere Restaurants diese für ihre Business-Entscheidungen immer mehr berücksichtigen werden. Diese Daten ermöglichen die effizientere Planung von Menükarten und Arbeitsschichten – in Zeiten von hohen Lebensmittelpreisen und Personalmangel ein wichtiger Punkt. Dann treiben wir die Digitalisierung für die eigenen Logistiklösungen unserer Partner voran, damit diese sich professioneller aufstellen können. Neben veganen und vegetarischen Gerichten sind Mehrwegverpackungen und deren Rücknahme und andere nachhaltige Lösungen ein Thema, das zumindest auf dem deutschen Markt auch bei Delivery wichtiger wird. Hier bieten wir mit Vytal, Rebowl, Relovo und NotPla bereits gute Lösungen an.

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Wo liegen die größten Herausforderungen für Lieferando? Wie bewältigt ihr sie? Wie geht Lieferando mit der aktuellen Marktsituation um?
Wir beobachten, wie sich der Markt für Lebensmittel-Schnelllieferungen konsolidiert. Trotzdem sollte man nicht den Fehler machen, an der Online-Bestellnachfrage zu zweifeln. Das ist schon lange kein Trend mehr, sondern ist fester Bestandteil des Konsumverhaltens vieler Verbraucher:innen. Und der Markt für Lebensmittel ist riesig. Im Einzelhandel geben Konsument:innen im Schnitt die Hälfte ihres Budgets für Lebensmittel aus. Die technischen Lösungen für den Online-Handel sind bereits da, obwohl dieser Bereich in der Digitalisierung noch nicht so weit vorangeschritten ist. Auch wir entwickeln unsere Plattform stetig weiter und passen sie an den wachsenden und sich verändernden Kundenbedarf an. Für unsere Gastronomiepartner machen wir uns für die Beibehaltung der 7% Mehrwersteuer stark. Die Rücksetzung auf 19% halte ich für falsch und schädlich, denn die Gastronomie steht weiterhin vor teilweise noch viel größeren Herausforderungen: Personalmangel, hohe Energiekosten und Teuerungen durch die Inflation. Das Essen im Restaurant könnten sich dann weniger Menschen leisten. Auch die Dehoga sieht das so und hat ausgerechnet, dass rund 12000 Betriebe in Deutschland schließen müssten, wenn die Erhöhung Ende des Jahres beschlossen wird.
Was wünscht Du Dir in der Food Delivery Branche? Von Kund*innen und/oder Mitbewerber*innen?
Ich wünsche mir, dass die Branche weiter wächst und tolle Innovationen hervorbringt. Dazu tragen wir bei und suchen passende Partner. Inklusion und Diversität spielen dabei eine große Rolle, denn wir wollen ein Angebot schaffen, dass allen Menschen den Alltag erleichtert und angenehmer macht. Wir alle, Unternehmen wie Konsument:innen, sollten darüber hinaus, da wo es möglich ist, noch mehr von Mehrwegverpackungen Gebrauch machen und das auch stärker bei Restaurants nachfragen. Es wird sicher noch etwas Zeit brauchen, bis bei allen Beteiligten ein Umdenken stattfindet, aber ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam etwas bewegen können.
Von Lena-Maria Stahl