Die Female Health Branche ist am boomen und da, um zu bleiben. Neben einem nicht ausgeschöpften Marktpotenzial tragen die FemHealth Unternehmen auch aktiv zum Female Empowerment bei. Hinter den Unternehmen stehen meistens bemerkenswerte und inspirierende Gründerinnen, die auch auf der vergangenen K5 Konferenz 2023 zugegen waren. Eine von ihnen war Monique Leonhardt, Co-Founderin von XbyX, ein FemHealth Unternehmen für Frauen ab 40. Was sie zur Gründung motiviert hat, was XbyX ist und wie es dem Unternehmen während der Krise ergeht, erzählte sie der K5 Redaktion in einem exklusiven Interview.

 

Wie findest Du die diesjährige K5?

 

Das Konzept der Female in Retail Area hat mir besonders gut gefallen. Durch das Weiterreichen haben sich Leute connected, die sich sonst nicht miteinander unterhalten hätten. Auch, dass man dadurch mit Leuten wie Tina Müller ins Gespräch kommen konnte. 

 

 

Zum Thema Black Ocean – erfolgreich handeln in unsicheren Zeiten: Wie geht XbyX mit der Krise um? Was war die bisher größte Herausforderung?

 

Man konnte seit Februar 2022 sehen, wie die Marketing Unit Economics im E-Commerce Bereich abgeschmiert sind. Vorher hatten wir jeden Monat ein super gutes Wachstum. Die Customer Acquisition Costs sind stabil gewesen, haben sich sogar verbessert. Man hat gemerkt, dass man ein Momentum hatte. Im Februar 2022 ist dieser abgeknickt. Das heißt: Wir hatten 50% höhere Customer Acquisition Costs. Es war viel teurer, Kundinnen zu akquirieren. Unsere Marketing-Kanäle haben nicht mehr so gut funktioniert. Wir hatten zu dem Zeitpunkt auch fast nur einen Marketingkanal. Also Meta-Ads haben 90% unseres Marketingbudgets ausgemacht. Das ist der Hauptkanal, der auch bei anderen E-Commerce Unternehmen nicht mehr so gut funktioniert hat. Das hat natürlich erstmal geschockt. Nichts mehr funktioniert, was machen wir jetzt? Wir hatten aber das große Glück, dass wir noch im Januar eine Finanzierungsrunde gemacht haben. Das heißt, am Ende sind wir fast so gewachsen wie in den Jahren davor. 

Wir hatten einfach Glück mit dem Timing, das konnte keiner vorhersehen. Das Geld und die Ressourcen haben wir dann investiert, um “unsere Hausaufgaben zu machen”. Die hätten wir zwar auch schon früher machen sollen, aber da alles so gut lief, haben wir es bis zur Krise als nicht für nötig empfunden. Meta-Ads-Skalierung war uns wichtiger. Mittlerweile haben wir ordentlich Google-Ads aufgesetzt, was mittlerweile ein wichtiger Kanal für uns ist. Wir haben das Thema CRM viel besser aufgesetzt, wo die E-Mail Adressen einfließen, was wir an Flows machen.

Zudem sind wir ein saisonales Business: Im Januar-Februar, wo die Leute noch gute Vorsätze haben, werden wir am stärksten frequentiert. Seit diesem Januar hat sich auch die Konsumentenlage wieder verbessert. Schließlich hatten wir also ein Jahr, was wirklich schwierig war. Seit Anfang des Jahres merken wir aber, dass sich die Hausaufgaben aus dieser Zeit, die wir jetzt gemacht haben, auszahlen. Wir haben jetzt ein signifikant höheres Umsatzniveau bei den gleichen Unit Economics, die wir vor der Krise hatten. Wir haben es also geschafft, die Krise zu nutzen. 

 

 

Was hat Euch zur Gründung motiviert?

 

Früher habe ich als duale Studentin im Corporate bei Beiersdorf in Hamburg gearbeitet. Bei einem Projekt konnte ich sehen, welche CVs weitergeleitet werden und welche nicht. Da habe ich mich gefragt, was braucht es, um eine Unternehmenskarriere zu machen. Dementsprechend habe ich Innovation & Entrepreneurship in Barcelona studiert. Denn solche Unternehmen wollen “Inhouse Entrepreneurs” haben. Ein Monat, nachdem ich das Studium angefangen habe, habe ich gemerkt, dass es eine ganz andere Welt gibt, die ich noch nicht kannte. Da habe ich festgestellt, wie spannend Entrepreneurship ist und wie das viel eher die Karriere ist, die ich für mich selbst möchte. Man hat viel mehr Freiheiten, man kann sich selbst verwirklichen und sein eigener Boss sein. Man kann sich ein Thema aussuchen, für das man brennt und hinter dem man 100% steht.

Natürlich hat man auch die Herausforderung von Null etwas aufzubauen und das hochzuziehen, es erfolgreich zu machen und sein eigenes Team aufzubauen. Das waren aber so die Gründe, warum ich nicht zurück ins Corporate ging. Da ich aber einen großen Berg an Schulden wegen meines Privatstudiums hatte und nicht genau wusste, wo ich anfangen soll, bin ich erstmal nach Berlin gezogen und habe bei einem Startup angefangen. Da war ich die erste Mitarbeiterin, was ein großes Glück war, da ich kein Risiko hatte, aber von Anfang an alles mitbekommen habe. Anschließend habe ich zweieinhalb Jahre als Freelancer Beraterin gearbeitet, habe aber immer gesagt, dass ich nach einem/einer Co-Founder*in im Bereich Frauengesundheit, Nutrition oder Self Development suche, da mich diese Themen schon lange persönlich interessiert haben. Dann kam irgendwann Peggy (Reichelt), meine aktuelle Co-Founderin. 

 

 

Eine lustige Anekdote aus der Gründergeschichte?

 

Als wir uns kennengelernt haben, haben wir sehr schnell spezielle Gemeinsamkeiten gefunden. Zum Beispiel machen wir beide morgens komplett verrückte Smoothies, wie zum Beispiel Blumenkohl mit Spinat. Auch interessant ist, dass wir beide unabhängig voneinander, kurz bevor wir uns kennengelernt haben, das Buch Rocket Fuel gelesen haben. Darin geht es um das ideale Co-Founder-Duo. Es gibt zwei verschiedene Typen, die sich perfekt ergänzen: Den Visionary und den Integrator. Und wie der Zufall so will, war Peggy der Typus Visionary und ich der Integrator. Das kann ich auf dem Weg der Co-Founder-Suche nur empfehlen, dass es einen Visionär gibt, der Ideen hat und diese vorantreibt, aber auch den Integrator, der die Fäden zusammenhält und sich um das Operative kümmert.

 

 

Wie ist das Geschäftsmodell aufgebaut?

 

Wir sind ein typisches E-Commerce Unternehmen. Wir verkaufen zu 100% Direct to Consumer. 95% über den eigenen Shopify-Shop und 5% über amazon. Zum einen verkaufen wir Nutrition Produkte, wie Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel. Zum anderen verkaufen wir Onlinekurse, wie zum Beispiel ein Sportprogramm, gesundes Abnehmen oder Hormone im Körper. Unsere Bestseller sind Bundles aus diesen beiden Dingen. Also wenn wir Onlinekurse mit unseren Produkten kombinieren.

K5 Female in Retail Podcast

Female in Retail – der Podcast für alle Macherinnen aus dem digitalen Handel

Im Female in Retail Podcast sprechen unsere Moderatorinnen Verena Lindner und Verena Schlüpmann alle 10 Tage mit den spannendsten Frauen des Onlinehandels, wie z.B. Isabel Bonacker, Tina Müller, Miriam Jacks oder Dr. Anne Latz. Hier erfährst Du alles rund um Gründerinnen und weibliche Erfolgsgeschichten im Future Retail. Alle Folgen findest Du hier und auf allen gängigen Podcast-Kanälen. Reinhören lohnt sich!

Bei Eurem Produkt sprecht Ihr vor allem Frauen im Alter von 40+ an. Euer Marketing läuft aber hauptsächlich über Meta. Erreicht Ihr Eure Zielgruppe?

 

Tatsächlich ja, extrem gut. Natürlich erreicht man nicht alle, man erntet die “low hanging fruits”, also die, die sowieso auf Facebook und Instagram unterwegs sind. Zudem sind die heutigen kaufkräftigen Generationen es einfach gewohnt, direkt auf Instagram und Co. zu kaufen. Gerade bei den Mit-Vierzigern, die wir gezielt mit der Perimenopause ansprechen, merkt man das hohe Engagement, auch was die Influencer angeht. 

 

Wie geht Ihr bei der Produktentwicklung vor? Wie könnt Ihr bei einem nicht-medizinischen Produkt die positive Wirkung gewährleisten?

 

Für die Produktentwicklung ist meine Co-Founderin Peggy zuständig. Zuerst gehen wir ein Thema an, was wir lösen wollen, wie zum Beispiel Schlafprobleme. Anschließend geht Peggy tief in die Forschung und schaut anhand von Studien, welche Lösungen nachweislich helfen, z.B. welche Ernährung ist für Frauen ab 40 am besten. Neben dem Lebensstil (Ernährung, Bewegung) schauen wir uns auch die Wirkstoffe an, die nachweislich helfen, wie Vitamine und Mineralien oder Pflanzenextrakte und Aminosäuren. Anschließend überprüfen wir die Zulassungen dieser Wirkstoffe, die von Land zu Land unterschiedlich sein können. Zum Beispiel ist Melatonin zum besseren Einschlafen in der Schweiz ein Arzneimittel, während es in Deutschland in der Drogerie zu kaufen ist. 

Anschließend geht unsere entwickelte Grundrezeptur zum ärztlichen Beirat, der uns ein umfangreiches Feedback gibt. Der ärztliche Beirat besteht nur aus Frauen, die kein Geld von uns bekommen, sondern 100% hinter der Idee von XbyX stehen. Die Hersteller, die alle in Deutschland sitzen, gucken dann, ob alles biochemisch zusammenpasst und ob wir uns das Produkt überhaupt leisten können. Anschließend werden die Muster getestet und dann geht es in den Handel. Nach ca. 4 Wochen holen wir dann das Kundenfeedback ein und schauen, ob noch etwas verändert oder verbessert werden muss. Von der Idee bis zum finalen Produkt dauert es meistens zwischen 4 bis 6 Monate.

 

Ihr habt ein FemHealth Unternehmen gegründet. Wie tragt Ihr damit zum Female Empowerment bei?

 

Der Kern unseres Business ist Female Empowerment. Die negativen Effekte der Wechseljahre sorgen dafür, dass ganz viele Frauen aus ihrem Beruf rausgehen und nicht mehr ihre Karriere verfolgen. Für die Auswirkungen der Wechseljahre, wie zum Beispiel eine Hitzewallung oder einen Schweißausbruch während eines Meetings, gibt es keine Akzeptanz und das Verständnis fehlt. Mit unseren Produkten wollen wir Frauen helfen, besser durch diesen Lebensabschnitt zu kommen. Wir stärken Frauen, indem wir das Thema aus der Tabuzone holen, mehr Bewusstsein verschaffen und aufklären.

Zudem versuchen wir auch intern ein diverses Team aufzubauen, was bei unserem Produkt natürlich nicht so leicht ist. Wir haben derzeit einen männlichen Mitarbeiter. 

 

Was muss sich im Hinblick auf Female Empowerment noch ändern?

 

Frauen müssen sich mehr trauen. Während Frauen sich selten bis nie trauen, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, fragen Männer gefühlt schon nach einem halben Jahr. Wir müssen anderen Frauen aktiv Mut zureden. Du bist nicht 100% qualifiziert für eine Stelle? Bewirb’ Dich trotzdem! Du machst einen guten Job? Frag nach mehr Gehalt!

Wir müssen uns selbst und gegenseitig pushen und gute Vorbilder haben. Früher war ich gegen Quoten, aber mittlerweile glaube ich ganz stark, dass wir diese brauchen, um weiterzukommen und um die Quoten irgendwann wieder abschaffen zu können, weil wir sie dann nicht mehr brauchen.

 

 

Von Lena-Maria Stahl

 

 

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