Auf der vergangenen K5 FUTURE RETAIL CONFERENCE 2023 waren auch viele aufstrebende und erfolgreiche Gründerinnen und Unternehmerinnen anzutreffen. Eine davon war Sophie Kühn, Gründerin von MISS SOPHIE. Mit MISS SOPHIE verkauft Sophie Kühn Nagellack in Form von Nagelfolien. Wie es 2014 zu der Gründung kam und was die Unternehmerin motiviert, verriet sie der K5 Redaktion in einem exklusiven Interview live vor Ort.

Das diesjährige K5 Konferenz-Thema lautet Black Ocean – erfolgreich handeln in unsicheren Zeiten: Was war die größte Herausforderung Deines Unternehmens in den vergangenen 12 Monaten? Wie geht Ihr damit um? 

 

Die Beauty-Industrie leidet natürlich auch mit, aber nicht so stark wie andere Branchen. Wir sind auf mehreren Marktplätzen platziert, was hilft, um mehrere Standbeine zu haben. Zum Beispiel, wenn das eigene Performance Marketing mal nicht so läuft wie geplant und der Shop nicht wächst wie erhofft, haben wir sehr gute Umsätze auf amazon oder bei anderen Retailern, wie Westwing, QVC, Douglas oder flaconi. Das hat uns extrem geholfen. Zudem haben wir die Fixkosten soweit optimiert wie möglich. Ende letzten Jahres  habe ich nach 8 Jahren mein Unternehmen MISS SOPHIE an die WildeGroup verkauft. Mit den anderen Beauty Marken, die die WildeGroup vertreibt, passen wir mit MISS SOPHIE sehr gut ins Portfolio und haben einen großartigen Partner gefunden, der das Produkt versteht und das Potential des Unternehmens erkennt. Durch den Verkauf konnten wir intern umstrukturieren  und sind profitabel geblieben. Ansonsten: Durchhalten!

 

 

Was hat Dich zum Gründen motiviert?

 

Ich hatte die Idee zu den Nagelfolien während meines Auslandssemesters in Frankreich. Jeder Nagellack ist vorne immer sehr schnell abgesplittert. Sei es der günstige Drogerie-Lack oder der teure Marken-Lack – es hält einfach nicht. Ich dachte mir, es muss doch was besseres und effizienteres geben, was gut aussieht und hält. Und da habe ich nach einer schnellen und langanhaltenden Alternative gesucht, die den Nägeln zusätzlich auch nicht schadet.

Was die Gründungsmotivation im Allgemeinen angeht: Zuvor habe ich als Werkstudentin in der Erdgasbranche gearbeitet, habe aber schnell gemerkt, dass mir das Angestelltenverhältnis nicht ausreicht. Mir war klar, dass ich mich selbst verwirklichen und es zumindest einmal probieren will. Die Gründer-Szene in Berlin war das perfekte Umfeld, um mich zur Selbstständigkeit zu motivieren. Da war es fast normal zu gründen. Die meisten sind gescheitert, was hart war mit anzusehen, doch hat das die Hemmschwelle vor der eigenen Gründung genommen. Ich habe alles Gesparte auf eine Karte gesetzt und geschaut, ob es was wird. Direkt nach der Uni hat man auch noch nicht so viel zu verlieren. Es war für mich der perfekte Zeitpunkt. In den ersten vier Jahren habe ich mir auch kein Gehalt ausgezahlt, da es einfach nicht drin war. Das hat allerdings meinem vorherigen Studentenleben sehr geähnelt, weshalb es für mich nicht schlimm war. Ich wollte einfach alles in mein Unternehmen re-investieren. 

 

Wie ist das Geschäftsmodell aufgebaut?

 

Wir haben einen E-Commerce Shop mit Shopify. Drum herum haben wir die Marke MISS SOPHIE gebaut. Sowohl die Marke als auch das Produkt waren zur Gründung in Deutschland komplett neu. Dieses neuartige Produkt mussten wir natürlich immer wieder erklären, auch jetzt noch. Das machen wir am besten mit Videos via Performance Ads auf Instagram und Co., aber auch auf QVC oder in redaktionellen TV-Beiträgen. Damit überzeugen wir unsere Kund*innen, die dann in unserem Shop die Produkte kaufen. 

 

 

Was ist Eure Zielgruppe?

 

Theoretisch jeder, der Kern ist jedoch zwischen 25 und 40 Jahren alt und weiblich. Innerhalb dieser Zielgruppe haben wir ganz unterschiedliche Ausprägungen, von den Pferdemädels bis hin zur Floristin oder Krankenschwester, die auf Schadstoffe achten und Hygienestandards einhalten muss. 

Die Zielgruppe auf QVC ist älter, ca. 55+. Das Spannende ist, dass du diese sonst über die heutigen gängigen Medien nicht erreichen würdest.  

 

 

Wie gehst Du bei der Produktentwicklung vor?

 

Die Folie besteht aus zwei Schichten. Einmal die Trägerfolie  und einmal die bedruckte Folie oben drauf. Wir haben derzeit über 400 verschiedene Designs im Sortiment. Zudem haben wir mehrere Limited Collections pro Jahr.  Darüber hinaus haben wir Kooperationen mit Unternehmen wie Paramount. Hier zum Beispiel haben wir letztes  Jahr zum Film The Lost City eine gemeinsame Kollektion herausgebracht. Da hat Sandra Bullock selbst die Designs ausgesucht und mitgestaltet – das ist super cool für uns gewesen, international anerkannt zu werden! Herstellen lassen wir die Nagelfolien von einer speziellen Produktionsfirma. Die Designs entwerfen wir alle selbst.

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Die zweite Ausgabe unseres K5 MGZNs mit Gastbeiträgen von Experten wie Dörte Kaschdailis, Erik Siekmann, Stefan Wenzel uvm, sowie den wichtigsten Köpfen des E-Commerce, gibt es jetzt auch zum kostenlosen Download:

 

 

 

Eine lustige Anekdote auf dem Weg zur Gründung…

 

Für die Gründung hat mir meine Oma ihr Beerdigungsgeld geliehen, da ich absolut gar kein Startkapital hatte und den Banken ein Kredit zu gefährlich war. Investoren wollte ich damals auch noch nicht dazu nehmen, da ich keine Firmenanteile hergeben wollte.

Das Geld konnte ich meiner Oma voll zurückzahlen und sie konnte mich und mein Unternehmen begleiten und unterstützen!

 

 

Die Zukunftspläne von MISS SOPHIE

 

Zum einen wollen wir weiter wachsen. Das geht am besten über Internationalisierung. Wir sind ganz gut im DACH Raum aufgestellt. In Frankreich, Spanien usw. sind wir oberflächlich vertreten. Wir haben zwar Shops in der Landessprache, haben aber mit dem Marketing noch nicht richtig begonnen. Das wollen wir vertiefen. Auch eine Präsenz im Offlinehandel wäre toll. Wir sind sehr gut im Onlinehandel, uns fehlte aber bis zum Verkauf die Expertise für das stationäre Geschäft. Mit der Expertise der WildeGroup hoffen wir, das nun zu ändern. Ich selbst bin mit dem Verkauf von MISS SOPHIE als Geschäftsführerin zurückgetreten, da ich meine Tätigkeit etwas reduzieren und fokussieren wollte.  Meine Schwerpunkte sind vor allem Performance Marketing, Produkt und PR. 

 

 

Was muss sich Deiner Meinung nach in der Kosmetikbranche ändern?

 

Die Kosmetikbranche ist schon sehr oberflächlich. Zum Beispiel werden in der Nagelbranche häufig  nur junge Hände gezeigt, was dann mit Schönheit gleichgesetzt wird. Doch jede Hand ist schön und einzigartig – auch z.B. ältere. Die Kosmetikbranche sollte offener sein  und mehr Natürlichkeit zeigen. Wir versuchen, mit MISS SOPHIE jede Frau in ihrer eigenen Schönheit zu bestärken und zu ermutigen. Beauty soll die besten Seiten einer Frau betonen, aber nichts verschleiern oder gar verzerren müssen.

 

 

Wie trägt MISS SOPHIE zum Female Empowerment bei?

 

Die Produkte von MISS SOPHIE sind „von Frauen für Frauen” – denn unsere Zielgruppe ist sehr vielseitig: ein schöner Mix aus Vollzeit-Müttern, Karrierefrauen, Pferdemädels, Arzthelferinnen oder Verkäuferinnen – für alle machen wir das Leben ein wenig einfacher mit innovativen Produkten, die Zeit und Aufwand ersparen Mit dem Verkauf meines Unternehmens als alleinige Gründerin möchte ich ebenfalls eine Vorbildfunktion einnehmen für andere Frauen. Ich selber hatte eigentlich nur weibliche Vorbilder aus den USA und nicht aus dem deutsch-sprachigen Raum. Das ist sehr schade und sollte sich ändern, um noch mehr Frauen zu ermutigen, ihren Weg selbstbestimmt zu gehen. 

Shop Usability Award logo

#SUA23

SHOP USABILITY AWARD 2023

Am 09.11.2023 findet der Shop Usability Award in München statt! Du möchtest auch zu den besten Onlineshops der Branche gehören? Dann kannst Du Deinen Shop bei den K5 SHOP INSIGHTS anmelden und  bewerten lassen. Über 6.500 Experten und Expertinnen geben ihr Wissen ab und küren gemeinsam mit einer Jury in
verschiedenen Kategorien sowie den Hauptsieger den besten Onlineshop 2023. Die Bewerbungsphase läuft seit dem 10.07.2023 - Sei dabei!

Sophie Kühn’s Stimme zur K5 Konferenz 2023:

Das ist meine erste K5, sowohl als Besucherin als auch als Speaker. Ich finde die Konferenz  super: Es macht einen sehr professionellen Eindruck und ist sehr vielseitig von den Themen. Ich habe auch alte Bekannte getroffen. Es ist wirklich wie eine Art Klassentreffen. Mein persönliches Highlight war, dass ich einen alten Freund wieder getroffen habe, den ich seit 5 Jahren nicht mehr gesehen habe. Er war einer, der die ersten Jahre meiner Gründung miterlebt und unterstützt hatte. Er gratulierte mir zum Exit und meinte: “Sophie, du hast es geschafft!“

Von Lena-Maria Stahl

 

 

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Das Bild zeigt Alexander Graf auf der Bühne der K5 Konferenz 2023. In der linken oberen Ecke ist das K5 Logo zu sehen

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