Durch den fortschreitenden Klimawandel wird Outdoorsport zunehmend ambivalenter. Für den Wintersport ist Schnee beispielsweise unabdingbar. Wenn er fehlt, werden die Pisten künstlich präpariert. Das belastet die Umwelt zusätzlich und macht ein natürliches Skierlebnis noch unwahrscheinlicher. Viele Outdoorsportarten belasten die Umwelt und sind zugleich von ihr abhängig.

Darüber hinaus hängt eine ganze Industrie von dem Fortbestand des Natursports ab. Laut dem BMU Beirat “Umwelt und Sport” machte die Deutsche Sportartikelindustrie 2019 einen Jahresumsatz von 35 Milliarden €. Verbraucher*innen investierten dabei 8 Milliarden € in Sportbekleidung, Schuhe und Outdoor Equipment. Die Zahlen steigen während der Pandemie noch weiter an. So konnte laut der dpa die Outdoor-Sparte einen Zuwachs im oberen einstelligen Prozentbereich in den Sommermonaten 2020 verbuchen. 

 

Nachhaltiger Handel – Bergzeit zeigt wie es geht

 

Doch was ist zu tun, um Umwelt, Freizeitvergnügen und Industrie am Leben zu erhalten?

Nachhaltiger werden lautet die bekannte Devise. Der BMU Beirat “Umwelt und Sport” empfiehlt unter anderem Transparenz, kurze Produktions- und Lieferketten, ressourcenschonende Herstellung und das Bekennen einer Kreislaufwirtschaft. Für Händler ist es hingegen schon etwas schwieriger wirklich nachhaltig handeln zu können. Zumal man sich auf die Aussagen der Hersteller verlassen muss. Doch auch das ist möglich, wie der Outdoor Retailer Bergzeit zeigt. 

 

“Für uns ist Nachhaltigkeit mehr als unseren Müll wieder mit ins Tal zu nehmen. Für uns ist nachhaltiges, verantwortungsvolles Handeln essentiell. Gestern, heute und morgen. Denn wir sind fest davon überzeugt, dass es höchste Zeit ist zu handeln. Für unsere gemeinsame Zukunft in den Bergen.” – lautet der Slogan auf der Website von Bergzeit.

 

ORCC – wenn Konkurrenz zusammen arbeitet

 

Mit anderen Big Playern aus dem Sporthandel gründete Bergzeit vor kurzem die Klimainitiative ORCC – Outdoor Retailer Climate Commitment. Es geht darum, sich zu den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens zu bekennen und unter anderem die 1,5 Grad Grenze einzuhalten. Mit an Board sind die deutschen Konkurrenten Bergfreunde und Internetstores, das belgische Unternehmen Yonderland und die italienische Sportler AG. “Beim Klima gibt es keine Wettbewerbssituation”, so Markus Zabel, Geschäftsführer von Bergzeit.

 

In einer gemeinsamen Erklärung verpflichteten sich die Outdoor Retailer 

  • ihren CO2 Fußabdruck zu bestimmen
  • sich Ziele zu setzen, um ihre Emissionen zu reduzieren
  • Maßnahmen zu ergreifen, um die gesetzten Ziele umzusetzen, wie z.B. auf erneuerbare Energien oder nachhaltige Verpackungen umsteigen
  • einen jährlichen Report über die Entwicklungen zu veröffentlichen

 

Das ORCC ist ein offenes Netzwerk, in das jede*r beitreten kann. “Wir laden alle ein, es uns gleich zu tun”, appelliert der Geschäftsführer Markus Zabel. Doch nicht nur mit der Initiative ist Bergzeit Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Auch unabhängig davon ist der Outdoor Retailer ein Pionier in Umweltthemen. 

 

Bergzeit steht unter Strom

 

Seit 2020 gibt es für Shop-User*innen die Filterfunktion MUT (Mensch-Umwelt-Tier), mit der man schneller nachhaltige Produkte finden kann. Im gleichen Jahr führte Bergzeit EMAS ein, ein Öko-Management System der EU, und wurde Mitglied des Umweltpakt Bayerns. Weitere Ziele für die kommende Zeit sind unter anderem eine Ressourcen- und Stromwende des Unternehmens. Was den Strom angeht, ist Bergzeit bereits dabei, eigenen Strom mithilfe von einer Photovoltaik-Anlage zu produzieren, der bald für alle angeboten werden soll. Auf einem Lagerhaus des Unternehmens sind die Solaranlagen bereits in Betrieb und produzieren mehr Strom als nötig, so dass er eingespeist wird. Demnächst soll auch die zweite Lagerhalle, die momentan gebaut wird, als Photovoltaik-Anlage dienen. Bald ist der Outdoor Retailer also nicht nur Händler für Sportartikel und Kenner für die Berge, sondern auch Ökostromanbieter. 

 

 

Screenshot der Website Bergzeit über die Ziele im Outdoor Handel für Nachhaltigkeit und Umwelt

 

 

Tipps des BMU Beirats “Umwelt und Sport” für Händler, um nachhaltiger zu werden:

 

  • Nachhaltigkeitskriterien bei der Sortimentsgestaltung berücksichtigen.
  • Produzenten und Handel sollten alle Informationen zu Herkunft, Herstellung und Beschaffenheit von Produkten verbraucherfreundlich aufbereiten und zur Verfügung stellen. 
  • Geschäftsmodelle für eine Verlängerung des Produktlebenszyklus gezielt entwickeln, z.B. Reparatur, 2nd Hand Nutzung, Upcycling etc.
  • Sharing-Economy-Modelle für Sportgeräte und Sportartikel (weiter)entwickeln.
  • Eigenen Beitrag zum Klimaschutz leisten, z.B. in Form von „Science Based Targets“ (www.sciencebasedtargets.org), “Fashion Industry Charter for Climate Action” der United Nations (www.unfccc.int) oder in Form von Klimakompensation, z.B. durch die Teilnahme an der Allianz für Entwicklung und Klima (www.allianzentwicklung-klima.de)

 

Das ganze Interview mit dem Thema “Ohne Schnee keine Skitour – Nachhaltigkeit im Sporthandel” mit Bergzeit-Geschäftsführer Markus Zabel kannst Du jederzeit bei D³ Digitaler Dialog mit Dörte in der K5 KLUB Mediathek anschauen.

 

 

Von Lena-Maria Stahl

 

 

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