Temu, der neue Stern am Onlinehandelshimmel, macht Amazon mit niedrigen Preisen und einem innovativen Marketing-Mix fröhlich Konkurrenz. Wie schafft Temu das - und was bedeutet das für die Gegenwart und die Zukunft des E-Commerce?
Seit seiner Einführung in Deutschland vor einem Jahr hat Temu, eine Shoppingplattform mit Wurzeln in China, eine beeindruckende Nutzerbasis aufgebaut. Experten prognostizieren ein weiteres Wachstum, das die Landschaft des Onlinehandels nachhaltig verändern könnte.
Denn Temu kombiniert geschickt Online-Marketing mit KI-Modellen und Kundendaten, um potenziellen Käufern ganz gezielt Produkte vorzuschlagen. Diese Strategie, zusammen mit attraktiven Rabattaktionen und einer beinahe absurd breiten Palette an Produkten zu unschlagbaren Preisen, hat sich als äußerst wirksam erwiesen.
Ein wesentlicher Faktor für Temus Erfolg sind die niedrigen Preise. Durch Direktverkäufe von Herstellern, meist aus China, und das Umgehen von Zollgebühren kann Temu Produkte deutlich günstiger anbieten als die Konkurrenz. Kritiker weisen jedoch auf die problematische Praxis der falschen Deklaration von Waren hin, die zu unfairem Wettbewerb führt.
Neben den Preisen spielt allerdings auch das Einkaufserlebnis eine Rolle. Temu nutzt Gamification wie Glücksspiele und Videos, um seine (potenziellen) Kunden länger auf der Plattform zu halten - und erhöht so nicht nur die Kaufwahrscheinlichkeit, sondern stärkt auch die Kundenbindung.
Trotz des Erfolgs gibt es gerade auf Seiten der Experten Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit und ganz besonders hinsichtlich der Arbeitsbedingungen in der Produktion der billig angebotenen Waren. Zudem setzt Temu auf Algorithmen und Marketingstrategien zur Manipulation des Konsumentenverhaltens und nimmt damit Überkonsum und Umweltbelastungen Schulter zuckend in Kauf.
Die Frage ist und bleibt, ob Temu in der Lage sein wird, etablierten Giganten wie Amazon langfristig die Stirn zu bieten. Immerhin sehen Experten in Temu einen potenziellen "Amazon-Killer", weisen jedoch auch auf die Notwendigkeit politischer Regulierungen hin, um fairen Wettbewerb zu gewährleisten. Und im fairen Wettbewerb hat der Fokus auf Quantität statt Qualität schon so manchem Unternehmen den Boden unter den Füßen weggezogen.