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The Digital State of Sweets Industry – Die süße Transformation

Katrin Grieser
Katrin Grieser
18. Dez. 2023
Digital State of Sweets

‘Online gibt es heute ja wirklich alles, Wahnsinn’ - dieser Satz hat Einzug in jede dritte alltägliche Konversation gehalten und ist gerade in der Vorweihnachtszeit ein Evergreen. Und er hat seine Berechtigung, denn spätestens seit dem Frühjahr 2020 ist klar: es gibt keine Branche, keine Nische, die sich nicht digitalisieren und in den Onlinehandel eingliedern ließe. Einige haben erst im Zuge der pandemischen Ausnahmesituation den Sprung in den E-Commerce gewagt, andere haben schon bestehende digitale Präsenzen ausgebaut oder gar perfektioniert. Natürlich gibt es auch Branchen oder Unternehmen, die der Digitalisierung nur langsam nachgekommen oder gleich ganz davongelaufen sind. So fällt bspw. die ganze Sparte B2B durch schockierend weitverbreitete Digitalarmut auf. 

Mit einer ebenfalls eher gemächlich digitalisierten, wenn auch nicht direkt digitalarmen Branche hat sich Dr. Matthias Schu in seinem jüngsten Report, ‘The Digital State of Sweets Industry’, auseinandergesetzt. Der Schweizer E-Food-Experte und Dozent der Hochschule Luzern hat den digitalen Süßwarenhandel in Form von über 100 Onlineshops im DACH Raum unter die Lupe genommen - mit bisweilen erstaunlichen Ergebnissen. 

A little bit of retro

Gerade im Onlinehandel mit Süßwaren identifiziert Schu viel verschenktes Potenzial. Denn der ist nach wie vor maßgeblich von einer nahezu exklusiven Vertriebsstruktur über Absatzmittler und den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) geprägt. Produzenten setzen auf den stationären und filialisierenden LEH, um den flächendeckenden Vertrieb an die Kunden zu gewährleisten.

 

Nur einige wenige größere Produzenten, die bspw. über eigene Ladengeschäfte und/oder einen eigenen digitalen Kanal verfügen, setzen auf ein D2C Modell und lassen den LEH außen vor. Beispielhaft zu nennen wären hier Rausch oder Hussel. Ein mitunter fataler Fehler, wo doch der Süßwarenhandel von einem digitalen D2C-Modell nur profitieren könnte. Zu den entscheidenden Vorteilen zählt Dr. Matthias Schu: 

  • den direkten Kundenzugang, der bspw. den Aufbau einer persönlichen Beziehung, personalisierten Service und direktes Kundenfeedback ermöglicht. Ein essentieller Faktor für eine langfristige Kundenbindung und -beziehung


  • die erweiterte Marktabdeckung, denn der Onlinehandel erleichtert den nationalen und besonders den internationalen Vertrieb. Gerade Nischenmärkte können so schneller und unkomplizierter angesprochen und bedient werden


  • den Erhalt von Kundendaten, deren Sammlung und Analyse für die Definition und die Ansprache von Zielgruppen sowie die Produktentwicklung unerlässlich ist. 

 

  • die Optimierung von Kosten, da der direkte Verkauf an Endkunden Absatzmittler und deren Vertriebsmarge ausschließt, was sich in einer verbesserten Kontrolle der Gewinnmarge und tendenziell niedrigeren Vertriebskosten äußert.

Wie die meisten anderen Sparten des Handels könnte also auch die Süßwarenindustrie von einem digitalen Direktvertrieb langfristig profitieren. Doch die praktische Umsetzung spricht in vielen, wenn auch nicht allen Fällen eine andere Sprache

Luft nach oben 

Die oben genannten Vorteile winken Händlern und Produzenten selbstverständlich nur dann, wenn sie den Erwartungen der Kunden im Bezug auf Design, Benutzererfahrung und Benutzerfreundlichkeit gerecht werden. Diese Erwartungen sind in den vergangenen vier Jahren bekanntermaßen deutlich gestiegen. Unternehmen aus diversen Branchen - von E-Food bis Home & Living - haben die Messlatte sukzessive höher gelegt. Eine Messlatte, die viele Süßwarenanbieter aktuell nicht erreichen, wie Schu in seiner Analyse für ‘The Digital State of Sweets Industry’ feststellen muss. 

Die Bewertung im Fünfersystem setzt sich sowohl aus technischen Aspekten, bspw. Performance des Onlineshops, SEO-Optimierungsgrad, Nutzungsfähigkeit auf dem Mobiltelefon, als auch aus UX- und CX-orientierten Kriterien zusammen. Von den insgesamt 102 analysierten Onlineshops erreichten dabei nur sechs eine Bewertung von 4,0 oder höher und die durchschnittliche Shopbewertung liegt bei 3,22. Einige Anbieter konnten zudem nicht für eine Analyse in Betracht gezogen werden, da kein zu bewertender Onlineshop vorhanden war. 

Positiv hervorzuheben, so Schu, seien die gute bis hervorragende SEO-Optimierung der analysierten Shops sowie das hohe Maß an Sicherheit durch HPPS-Verschlüsselungen und aktuelle Javascript Bibliotheken. Allerdings wirken viele der analysierten Süßwaren-Shops dennoch angestaubt oder gar aus der Zeit gefallen. Die Optimierung für die Nutzung auf Mobilgeräten ist bei einigen der Marken nur unzureichend vorhanden oder fehlt gänzlich. Auffallend ist zudem, dass sich über ein Drittel nicht auf gängige Shopsysteme stützt, sondern die Marke Eigenbau vorzieht. Auch die inzwischen etablierten und beliebten Headless Commerce Systeme sind bei nur einem Onlineshop vertreten. Das resultiert in einer teils deutlich mangelhaften UX, die ein Redesign dringend benötigen würde, wie Schu erklärt. 

Auf dem Sprung

Der digitale Süßwarenhandel hat also enormes Potenzial, das jedoch von einem Großteil der Händler und Produzenten noch nicht vollständig oder gar nicht ausgeschöpft wurde. Abgesehen von einer Handvoll Marken, ist bei den meisten der analysierten Onlineshops im Bereich Süßwaren noch deutlich Luft nach oben. Gerade in Bezug auf entscheidende Faktoren wie Design, UX oder Mobiloptimierung muss der beherzte Sprung nach vorne gewagt werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Nur so können gestiegene und weiter steigende Kundenerwartungen erfüllt und alle Vorteile des E-Commerce im Allgemeinen und des Direktvertriebs im Besonderen gewinnbringend genutzt werden. Im schnelllebigen und dynamischen Handel der Zukunft gilt: wer nicht wagt, der nicht gewinnt. 

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