Mit der digital gestalteten Postkarte holt MyPostcard-Gründer Oliver Kray die leicht angestaubte Form des Urlaubsgrußes ins 21. Jahrhundert. Die Karte landet weiterhin im Briefkasten der geliebten Menschen, der MyPostcard-Kunde spart aber Zeit und Aufwand. Wie es zu der Idee kam und welche Geschichten Gründer Oliver Kray im Laufe der Jahre bereits erlebt hat, hat er uns im Interview verraten.

 

 

Wie kam die Idee für das Produkt der teilweise digitalen Postkarte?

 

Auf die Idee bin ich eher unerwartet während eines eigenen Urlaubs gekommen. Die internationale Konkurrenz im Bereich individualisierbarer Postkarten schien nicht besonders gut für den deutschen Markt geeignet zu sein und ich glaubte, dass ich eine bessere Lösung anbieten könnte. Ich hatte Postkarten schon immer als ein faszinierendes Produkt empfunden, gerade wegen des traditionellen Nostalgiegedankens. Dennoch war mir selbst bewusst, dass mich der zeitliche Aufwand des Postkarten-Prozesses, insbesonderen im Urlaub, stresste: ein Postkartengeschäft aufsuchen, einen Stift & die Adresse des Empfängers parat haben, eine Briefmarke kaufen und einen Briefkasten finden. Damit wollte ich mich nicht tagelang während des Urlaubs beschäftigen, meine Oma sollte aber dennoch eine Karte bekommen… 

Meine Vision war es also, den traditionellen Charme von Postkarten mit modernem Komfort zu verbinden und bis heute begeistert es mich, dass wir dieses Konzept schnell und erfolgreich umsetzen konnten und ich noch immer an einem ausgefeilten Produkt weiterarbeiten darf. MyPostcard hat es geschafft, sich zum dominierenden Player in Europa im Bereich der Postkarten-Apps zu entwickeln. Und das mit einem Produkt, das gerade einmal drei Euro kostet.

 

Mehr zu MyPostcard

 

Physical Products created in a virtual space – MyPostcard’s erfolgreiches Business mit Oliver Kray (Founder MyPostcard’s) Oliver Kray, Founder und CEO von MyPostcard, hat mit seinem Unternehmen die persönliche Post ins digitale Zeitalter geschickt. Nutzer*innen können mit der App ihre eigenen Postkarten gestalten und diese schnell und einfach weltweit verschicken. Über das Geschäftsmodell hinter MyPostcard, die Zukunft seines Unternehmens und den Umgang mit Herausforderungen spricht Oliver mit Sven Rittau im K5 TV.

Panel - Nachhaltigkeit im Handel - geht das überhaupt

 

Welches Geschäftsmodell steckt hinter MyPostcard?

 

Unser Service wird zu 85% über die MyPostcard-App genutzt. Fotos hochladen, Text schreiben, Adresse hinzufügen. Unsere User sparen sich den Weg zum Briefkasten und den Briefmarken-Kauf, was gerade im Ausland sehr praktisch ist. Außerdem lassen sich Adressen bequem in der App speichern und unsere User stehen so nicht vor dem Problem, spontan Straße, Postleitzahl und Co. parat haben zu müssen. Wer mit MyPostcard versendet, genießt aber noch viele andere Vorteile: Wir sind mit Abstand die weltweit größte Postkarten-Plattform mit aktuell über 70.000 unterschiedlichen Designvorlagen – jede Woche kommen hunderte von neuen Designs dazu. Langweilige und unpersönliche Postkarten-Motive sind dank uns Geschichte.

Neben dem klassischen B2C-Geschäft können Postkarten auch super interessant für den B2B-Bereich sein. Wir arbeiten mit vielen Brands zusammen, die vollautomatisierte Mailings über uns generieren. Hier haben wir so lange unsere Strukturen optimiert, dass es mittlerweile kinderleicht ist, als Unternehmen Kampagnen individuell und gebrandet über MyPostcard aufzusetzen und damit schnell zahlreiche inaktive Kunden zu erreichen. Denn genauso wie sich der “normale” Kunde über die Postkarte des Enkels aus Thailand freut, sind Postkarten als Werbeträger einprägsamer und nachweislich zielführender als andere Formen der  Ansprache von Endkunden.

 

 

Welche Zielgruppe sollte am Anfang angesprochen werden und hat sich diese Zielgruppe im Laufe der Zeit verändert?

 

Zu unserer größten Zielgruppe zählen Nutzer im Alter von 30 bis 55 Jahren: Junge Familien, Reisende weltweit und User, die mit ihrer Familie und ihren Freunden – verteilt auf der ganzen Welt – in Verbindung bleiben möchten.

 

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Ihr übernehmt Druck, Frankierung und Versand für eure Kunden. Wie sieht das logistische Gerüst dahinter aus?

 

Wir sind grundsätzlich sehr global ausgerichtet und verfügen über das größte internationale Druckerei-Netzwerk. Das ermöglicht es uns, zuverlässig und schnell in andere Länder zu liefern. In Deutschland druckt und produziert die Magentur, unsere Partnerdruckerei hier in Berlin, für uns den Großteil. Mit ihnen pflegen wir eine besonders freundschaftliche Beziehung und arbeiten stetig gemeinsam an Produkterweiterungen oder Prozessoptimierungen. Ohne die gebündelten Kräfte könnten wir ansonsten kaum innovativ agieren und derart verschiedene Individualisierungsmöglichkeiten anbieten. 

 

 

Gibt es eine lustige oder interessante Anekdote aus Eurer Gründungsgeschichte?

 

Eine der Geschichten, an die ich mich super gerne erinnere, hat mit der Einführung unserer Umschläge zu tun. Damals habe ich noch den Kundensupport selbst gemacht und viele Anliegen unserer Kunden hautnah mitbekommen. Eines Tages las ich die E-Mail eines aufgebrachten Mannes, der seiner Freundin ein ganz besonderes Bild per Postkarte hat zukommen lassen. Was er nicht bedachte, war, dass sein Nacktfoto, das auf der Vorderseite seiner gestalteten Postkarte prangte, zuerst die Eltern seiner Freundin im Briefkasten fanden. Das hat ihn verständlicherweise etwas empört. Aufgrund seiner Story allerdings kam ich auf die Idee, auch für unsere Postkarten die Option des Hinzufügen eines Briefumschlags einzuführen. Postkarten im Umschlag – das hatte damals nämlich kein anderer Anbieter.

 

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An welchem Punkt war Dir/Euch klar, dass MyPostcard einen Nerv getroffen hat?

 

Da gab und gibt es viele Momente, gerade noch zu den Zeiten, als ich so nah an den Kunden war. Customer Support kann manchmal eine recht undankbare Position sein. Umso schöner ist es, wenn einen sehr persönliches Feedback erreicht. Zu lesen, dass es Menschen etwas bedeutet, was ich hier tagtäglich tue, sie sich dank MyPostcard an schöne Momente zurückerinnern, mit unseren Karten ihre Gefühle ausdrücken und ans andere Ende der Welt senden können – das macht mich dann schon emotional.

Wohl eine der berührendsten Geschichten kam von einer Frau, die mich persönlich angeschrieben hat und sich so herzlich bedankt hat, dass ich mich noch fast an jedes Wort erinnere. Sie schrieb mir, dass ihre Oma kürzlich verstorben sei. Die beiden waren MyPostcard-Vielschreiber, da sie selbst in England lebte, ihre Oma in den USA. Ihre Oma liebte es natürlich, das Leben ihrer Enkelin ein Stück weit auf Papier zu haben. Als sie zur Wohnungsauflösung mit ihrem Mann in die USA flog und das Haus der Oma betrat, fand sie eine große Wand voll mit den von ihr versandten Postkarten vor. Beim Lesen ihrer Nachricht wurde es mir so deutlich wie selten zuvor: MyPostcard bedeutet den Menschen etwas. 

MyPostcard steht zudem für soziales Engagement, was wirklich schon seit jeher ein wichtiger Baustein unserer Unternehmenskultur ist. Persönlich finde ich es wichtig, Gutes zu tun und möchte das ganz bewusst auch ins Unternehmen einfließen lassen. Eine Aktion, die mich sehr bewegte, organisierten wir 2016. Die Postkarten-Aktion unterstützte zwei inhaftierte Mädchen in Marokko, denen wegen Küssen in der Öffentlichkeit  bis zu 3 Jahre Haft angedroht wurden. Mit uns konnten Nutzer damals kostenlos Solidarierungskarten an die beiden senden. Mehr als 1.700 Karten mit Zuspruch erreichten die jungen Frauen. Diese Kraft durch Gemeinschaft und durch unser Medium zu erleben, macht etwas mit einem und ist, glaube ich, das größte Lob für einen Gründer.

 

 

Euer Sortiment umfasst inzwischen neben Postkarten auch Fotoprodukte. Ist Sortimentserweiterung immer noch ein Thema bei Euch und wenn ja, wie geht Ihr das Thema an?

 

Produkterweiterung oder Produktinnovationen mit aufzunehmen ist in der Tat ein stetiges Thema, da wir doch ein sehr einfallsreiches Unternehmen sind und vor allem für unsere Nutzer nicht stehen bleiben wollen. Nichtsdestotrotz konzentriere ich mich darauf, nicht jeden Tag das Rad neu zu erfinden, sondern Innovationen, die in engem Bezug zur Postkarte stehen, voranzutreiben. Wir haben wahnsinnig viele Kunden, die Fans vom Postkartengestalten und -schreiben sind. Ich möchte vielmehr denen mehr Möglichkeiten geben, anstatt neue Produkte zu erfinden, um damit neue Kundenzielgruppen anzuziehen.

 

 

Wie sieht die Zukunft von MyPostcard aus?

 

Für mich als Gründer und Arbeitgeber ist es natürlich Wunsch Nummer eins, das eigene Unternehmen weiter wachsen zu sehen. Ich bin mir sicher, dass wir irgendwann als DER zuverlässige Begleiter für analoge Grüße stehen werden. Über die Jahre haben wir gemerkt, dass wir nicht nur der Anbieter für die klassischen Urlaubsgrüße sind, sondern ein ernstzunehmendes Medium, mit dem man weltweit seinen Liebsten eine Freude bereiten, als auch im gesellschaftlichen Sinne in der Welt etwas bewegen kann. Am Ende sind wir die Plattform oder der Kanal und unsere Nutzer entscheiden selbst, wie sie mit uns kommunizieren wollen. Ich bin sehr optimistisch, dass wir eine langlebige und etablierte Brand erschaffen haben, die es auch in 20 Jahren noch geben wird.

 

Von Carolin Fest

 

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