Ein Gastbeitrag von Kai Rövenich, Co-Founder BTBverse

 

Kundenbindungsprogramme sind allgegenwärtig. In 2022 war der/die durchschnittliche Konsument*in Mitglied in mehr als 16 Kundenbindungsprogrammen. Jedoch gibt es ein tiefgreifendes Problem: obwohl die durchschnittliche Anzahl der Mitgliedschaften pro Kund*in in den letzten zehn Jahren um mehr als 50% angestiegen ist, stagnierte die Anzahl der aktiven Mitgliedschaften.

Insgesamt geben Brands also jährlich mehr Geld für Kundenbindung aus, allerdings ohne Effekt. Also werden zentrale Plattformen wie Google oder Meta dafür genutzt, neue (und häufig auch existierende) Kund*innen zu erreichen. In 2021 gingen global über 70% der Ausgaben für Digital Marketing an Google, Meta und Amazon.

 

Schwache Kundenbindung und starke Abhängigkeit

Das heutige Modell hat also zwei Probleme: schwache Loyalität und starke Abhängigkeit von Monopolen wie Meta und Google, die den Zugang zu potenziellen Neukund*innen kontrollieren. Kundenbindungsprogramme auf der Blockchain verändern diese Dynamiken grundlegend, durch Ownership und Interoperabilität.

 

Die Blockchain ermöglicht Ownership und Kollaboration

Die Kerneigenschaft von Web3 (Internet x Blockchain) ist, dass Menschen online Dinge besitzen können und diesen Besitz einfach und unkompliziert nachweisen können. Ohne die Blockchain erfordert dieser Nachweis immer eine*n Intermediär*in, der Vertrauen herstellt. Ein einfaches Beispiel ist ein Abo einer Zeitschrift: bisher muss die Zeitschrift selbst in ihrer Datenbank prüfen, ob eine Person Zugriff auf die Inhalte bekommt. Im Web3 kann jeder öffentlich auf der Blockchain nachschauen, ob die Zugangsberechtigung da ist oder nicht (natürlich anonymisiert). Außerdem kann der/die Abonnent*in ein Abo einfach verkaufen oder weitergeben, wenn er/sie es nicht mehr haben möchte.

Ein Kundenbindungsprogramm auf der Blockchain hat die gleichen Eigenschaften. Nehmen wir eine DIY-Brand vor, die ein klassisches “Bronze, Silber, Gold” Statusprogramm an ihre Kund*innen herausgibt. Angenommen, eine Person A kauft einen teuren Grill und erreicht damit den “Gold” Status. Allerdings ist dieser Status für diese Person deutlich weniger wert als für eine*n Handwerker*in, der/die regelmäßig bei einem Konkurrenten einkauft: Person A kann ihren Status an diesen Handwerker verkaufen, der so Zugang zu Rabatten bekommt. Was bringt das der DIY-Brand? Der Wert des Kundenbindungsprogramms steigt stark an, weil er unabhängig von der Kaufabsicht von Person A ist. Person A kauft gerne bei der DIY-Brand, der Handwerker wechselt den Anbieter.

K5 Konferenz 2023

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Eine weitere Eigenschaft ist, dass der Loyalty-Status einfach für andere Brands zugänglich gemacht werden kann. So werden Brand x Brand Kollaborationen deutlich einfacher als vorher: Brands können unkompliziert ihre Kunden anderen Brands zugänglich machen und umgekehrt, ohne jemals direkt Daten miteinander austauschen zu müssen. Das eröffnet eine völlig neue Möglichkeit, Kunden in der gleichen Community zu erreichen, ohne auf Intermediäre wie Meta oder Google zurückgreifen zu müssen. Zum Beispiel könnte die DIY Brand aus unserem vorherigen Beispiel allen “Gold” Kunden Zugang zu Konzertkarten eines bestimmten Künstlers, bestimmten Medieninhalten, Rabatten bei anderen Brands geben – ohne Login, Datenaustausch, etc.

 

Ein neues Backend für Community Commerce

Generell lassen sich durch Blockchain-basierte Kollaborationen neben Brands auch völlig andere Communities erreichen – Studenten einer Uni, Follower eines Creators, Fans, Reddit-Foren, etc. Am Ende bietet die Infrastruktur Möglichkeiten für neuartige Kollaborationen ohne zentrale Plattformen in der Mitte. Für Händler führt schon heute kein Weg daran vorbei, die eigenen Produkte wirksam in passenden Online-Communities zu positionieren. In Zukunft wird die Bedeutung von “Community Commerce” noch stärker zunehmen – bombardiert mit Marketingbotschaften hören Kunden am liebsten auf Stimmen, denen sie ohnehin schon vertrauen.

 

Was Händler heute tun können

Brands stehen vor der Frage, wie sie eine loyale Community aufbauen und langfristig Marketingkosten senken können. Blockchain-basierte Kundenbindung und Kollaborationen versprechen eine Lösung. Es gibt heute schon Beispiele für große Brands, die Web3 Loyalty Programme einführen, teils mit großem Erfolg. Allerdings stehen wir noch ganz am Anfang. Wie mit jeder neuen Technologie lohnen sich Experimente: Kollaborationen mit Startups oder klein angelegte Pilotprojekte bieten wertvolle Erkenntnisse ohne viel Investition und Risiko.

Das Bild zeigt eine Fotografie von Kai Rövenich in schwarz und weiß

 

Zur Person:

Kai Rövenich ist Mitgründer bei BTBverse, einem Web3 Technologie-Anbieter für E-Commerce Händler und Creators. BTBverse ermöglicht es Händlern, ihre Community mit Blockchain-basierten Loyalty-Programmen zu belohnen und Kooperationen zwischen Händlern und anderen Community-Teilnehmern zu erleichtern. Mehr Infos unter www.btbverse.xyz

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