“Ich bin eigentlich kein Risikotyp, aber manchmal muss man einfach machen”, erzählte Gründerin Delia Lachance dem Magazin GQ Anfang des Jahres. Aus dem “Einfach mal machen” wurde nun der erfolgreichste Club für Interior WESTWING Home & Living. Dieses Jahr feiert die Gründerin mit ihrem Unternehmen 10-jähriges Jubiläum.
Gründungsambitionen hatte die gebürtige Münchnerin schon während ihres Studiums in Modejournalismus entwickelt. Eine überzeugende Idee kam ihr dann als Redakteurin bei dem Mode- und Lifestyle Magazin ELLE. Während es damals in Fashion schon alles online zu erwerben gab, sah das im Interior Bereich noch anders aus. Delia Lachance entdeckte diese Marktlücke für sich, kündigte und gründete mit vier weiteren Co-Foundern 2011 den Online Shop und Interior Club WESTWING Home & Living.
Mittlerweile ist der Online Shop in 11 Ländern vertreten, beschäftigt über 1.800 Mitarbeiter*innen und ist seit 2018 an der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet. Im Geschäftsjahr 2020 machte WESTWING 433 Mio. € Umsatz.
Zwischen CCO und Insta-Star
Der Popularität des Unternehmens ist nicht nur der Exklusivität des Online Shops zu verdanken, sondern auch der Gründerin selbst, die als Gesicht von WESTWING in der Öffentlichkeit steht. Delia Lachance, geborene Fischer, teilt auf den sozialen Netzwerken inspirierende Deko Tipps und lässt ihre Follower gleichzeitig an ihrem Privatleben teilhaben. 2019 heiratete sie ihren Partner Maxime Lachance, ein kanadischer Immobilienentwickler. Kurz darauf folgte das Babyglück mit ihrer Tochter Namens Sky. Diese ganzen privaten Einblicke teilt Delia Lachance mit ihren derzeit 149 000 Abonnent*innen auf Instagram und wirbt gleichzeitig für den neuen Launch im Online Shop.
Der Spagat zwischen Geschäftsfrau eines Interior Unternehmens und Social Media-Star scheint das eigentliche Erfolgsrezept von WESTWING zu sein. “Ohne Delia Lachance wäre WESTWING wie Home24: ein Möbelhändler ohne Gesicht und starke Marke”, schrieb die Gründerszene Anfang 2020 über die Co-Founderin.
Gründerin Delia Lachance selbst ist seit Beginn von WESTWING als CCO tätig. CEO ist Co-Founder Stefan Smalla. Bis zu der Geburt ihrer Tochter saß sie im Vorstand des Unternehmens. Den Posten musste sie allerdings abgeben, als sie sich dazu entschied in Elternzeit zu gehen. Denn deutschen Vorstandsmitgliedern börsennotierter Unternehmen war es rechtlich nicht gestattet vorübergehend abwesend zu sein, sprich in Babypause zu gehen.
Mit der #stayonboard Initiative zur Gesetzesänderung
Seit ihrer erzwungenen Mandatsniederlegung unterstützt Delia Lachance die Initiative #stayonboard, die unter anderem von Unternehmerin Verena Pausder ins Leben gerufen wurde. Delia Lanchance’s Fall selbst war der Auslöser für die Gründung der Initiative. Das Ziel war und ist das Gesetz so zu ändern, dass das Vorstandsmandat bei Elternzeit, Mutterschutz oder Krankheit nicht niedergelegt werden muss. Juni 2021 wurde die Gesetzesänderung im Bundestag erfolgreich verabschiedet.
Vor Kurzem zog Delia Lachance mit ihrer Familie an die Algarve nach Portugal. Für ihr Business ist das kein Problem, denn Remote Office macht’s möglich. Für wichtige Events ist sie dann trotzdem vor Ort im HQ in München.
Delia Lachance ist nicht nur eine erfolgreiche Gründerin, sondern zeigt, wie modernes Arbeiten aussehen kann und bricht mit veralteten Traditionen. Zum einen lebt sie vor, dass Wunschheimat und Traumjob vereinbar sind ohne, dass man auf eines von beidem verzichten muss. Auch ebnete sie mit ihrem Mitwirken zur Gesetzesänderung den Weg nicht nur für Frauen, sondern für alle Vorstandsmitglieder, dass sie sich eine Auszeit nehmen können, ohne auf ihr Mandat verzichten zu müssen. Mit ihrer modernen Work-Life-Balance ist sie ein Vorbild für Unternehmer*innen, die die Arbeitswelt positiv beeinflussen wollen.
Von Lena-Maria Stahl