Die Umkleidekabine ist laut ZDE der wichtigste Faktor für die Kaufentscheidung im stationären Modehandel. Sie ist maßgeblich ausschlaggebend für einen Kauf oder nicht. Das Potenzial ist allerdings noch sehr ungenutzt, wie eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Synovate und Philips ergeben hat. Die Umkleide gilt sogar als Umsatzbremse. Vor allem werden das Licht und der beengte Raum bemängelt. Würde man dagegen vorgehen, könnte man den Umsatz um 15% steigern.   

 

Doch nicht nur der stationäre Handel nutzt das Potenzial “Umkleidekabine” nicht ausreichend. Auch der E-Commerce nimmt die Chancen von digitalen Umkleiden, trotz moderner Technologien und Features, bisweilen kaum wahr. Zwar lässt sich die Umkleide durch Onlineshopping nach Hause vor dem heimischen Spiegel bringen, doch dürfte dieser Weg anhand der vielen Retouren keine befriedigende Alternative zu stationären Kabinen sein. 

Laut einer repräsentativen Umfrage von Bitkom hat fast die Hälfte der Befragten Interesse an virtuellen Umkleidemöglichkeiten, doch nur 9% von ihnen haben sie bisher nutzen können.

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Wie könnten solche digitalen Umkleiden im Fashion Retail also aussehen?

 

Methoden, wie digitale Umkleiden umgesetzt werden können und teilweise schon werden, gibt es einige: 

  • Rundumansichten bzw. 3D-Modelle
  • Augmented Reality 
  • Online-Beratung per Video Chat
  • Livestream Shopping
Die Möbelbranche sowie Online-Optiker machen es vor: Der Einsatz von Augmented Reality ermöglicht das virtuelle Ausprobieren in den eigenen vier Wänden. Mister Spex bietet seinen Kund*innen zum Beispiel das virtuelle Anprobieren von Brillen an. Hier wird ein Rundum-Foto per Handykamera oder Webcam gemacht, anschließend wird das gewünschte Modell naturgetreu in das Foto auf dem Gesicht eingefügt.   
Der Möbelhersteller Westwing verwendet AR Technik, um ein Möbelstück vor dem Kauf schon in der Wohnung  “platzieren” zu können, umso ihre Kund*innen bei der Kaufentscheidung zu unterstützen und ein Gefühl zu vermitteln, wie sich das Möbelstück in die Wohnung von Größe und Optik integriert.

Die Wegbereiter in der Fashion Welt

Mode-Brands wie H&M legen den weiteren Weg in der Modebranche aus. Das Innovationslab H&Mbeyond kooperiert im Sommer 2021 mit dem Berliner VR Experten NeXR Technologies SE und entwickelt den ersten Prototypen für ausgewählte Filialen in Deutschland. Mithilfe des 3D-Photogrammetrie Scanners werden die Kund*innen gescannt, ein persönlicher Avatar erstellt und somit passgenaue Looks digital anprobiert. Hierbei geht es nicht nur um die Möglichkeit des verbesserten Kundenerlebnisses oder einer Hilfestellung zur Kaufentscheidung, sondern um die Beobachtung von potenziellen Lösungen zum Retourenverhalten. 

Onlinehandel-Gigant Amazon macht seinem Namen als Allrounder alle Ehre, nachdem sie im Jahr 2017 das Start-Up Body Labs erworben haben und somit ins Metaverse eintauchen. Verwendet wird die 3D-Scan-Technologie, die den menschlichen Körper erfasst und beispielsweise virtuell ermöglicht, Kleidung anzuprobieren. Die sogenannte Human-Aware Artificial Intelligence scannt also bestimmte Punkte in Fotos oder Videos und folgert daraus Körperbau und Proportionen der Personen, um realistische Avatare zu erstellen. Egal ob in der Fashion- oder Gaming-Branche eingesetzt, wird mit der Verwendung dieser Algorithmen eine Schnittstelle zwischen Verbraucher*innen und Unternehmer*innen versprochen.

Digitale Umkleiden – ein Fazit

Der Einsatz dieser 3D-Scan-Technologien zum Erstellen von lebensechten Avataren kommt Kund*innen, Unternehmen und Umwelt gleichermaßen zugute. Denn so können die Nutzer*innen der entsprechenden Fashion-Shops direkt am PC oder Smartphone sehen, welche Kleidung ihnen steht und passt, und welche nicht. Bestellungen und anschließende Retouren verschiedener Größen, Farben oder Schnitte können so drastisch reduziert werden – denn der Avatar übernimmt das Anprobieren für die Kundschaft. Somit können auch die horrenden Retouren, die jährlich in der Fashion-Branche anfallen – diese kosten die Händler*innen immerhin bis zu 2 Milliarden Euro – reduziert werden. Die Retourenquote liegt in der Online-Bekleidungs-Branche bei 50 bis 80 Prozent und mindestens in der Hälfte der Fälle liegt der Grund im Fitting. Der Vorteil für die Umwelt liegt auf der Hand. Momentan werden durch Hin- und Herschicken, neu verpacken und alle weiteren durch Retouren anfallenden Arbeitsabläufe jährlich 41.000 Tonnen CO2 produziert.

Von Carolin Fest, Lena-Maria Stahl, Lucie Rittau

 

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